Aplikace, kterou právě používáte, je biblický program Studijní on-line bible (dále jen SOB) verze 2. Jedná se prozatím o testovací verzi, která je oproti původní verzi postavena na HTML5, využívá JavaScriptovou knihovnu JQuery a framework Bootstrap. Nová verze přináší v některých ohledech zjednodušení, v některých ohledech je tomu naopak. Hlavní výhodou by měla být možnost využívání knihovny JQuery pro novou verzi tooltipů (ze kterých je nově možné kopírovat jejich obsah, případně kliknout na aktivní odkazy na nich). V nové verzi by zobrazení překladů i vyhledávek mělo vypadat "profesionálněji", k dispozici by měly být navíc např. informace o modulech apod. Přehrávač namluvených překladů je nyní postaven na technologii HTML5, tzn., že již ke svému provozu nepotřebuje podporu Flash playeru (který již oficiálně např. pro platformu Android není k dispozici, a u kterého se počítá s postupným všeobecným útlumem).
Application you're using is a biblical program Online Bible Study (SOB), version Nr. 2. This is yet a testing release, which is (compared to the previous version) based on HTML5, uses JQuery JavaScript library and Bootstrap framework. The new version brings in some aspects simplifications. The major advantage should be the possibility of using JQuery for the new version tooltips (from which it is now possible to copy their content, or click on active hyperlinks). In the new version are also available informations about the modules and the like. The player of the narrated translations is now HTML5 powered (he does not need Flash player). I hope, that the new features will be gradually added.
Diviš Libor URL: www.obohu.cz E-mail: infoobohu.cz Skype: libordivis
Betrachten wir jetzt etwas näher, was den Kolossern gesagt wird. Die herrliche Berufung, von welcher der Apostel in Eph 1,3-10 spricht, und die Vorrechte des Erbteils in Eph 1,11-14 werden in dem Brief an die Kolosser nicht er wähnt. Hier werden die Gläubigen als auferweckt, aber als auf der Erde befindlich betrachtet; sie sitzen nicht in den himmlischen Örtern als Erben aller Dinge. Es handelt sich hier nicht darum, dass sie in Christo droben sind, sondern dass Christus in ihnen ist, die Hoffnung der Herrlichkeit, und das bereits erwähnte Gebet des Apostels füllt das erste Kapitel aus, bis wir in Vers 15 auf den beiden Briefen gemeinsamen Boden der Herrlichkeit Christi gelangen. Hier wird dann die göttliche Herrlichkeit Christi vorgestellt, während es sich im Epheserbrief an dieser Stelle einfach um die Tatsache des Ratschlusses Gottes in Bezug auf Christum handelt. Und weder wird im Kolosserbrief das Erbteil Gottes als uns gehörend bezeichnet, noch ist auch die Rede von dem Geiste als Unterpfand desselben. Das ist sehr bezeichnend. Vom Geist wird nicht gesprochen, sondern von Leben. Es wird mehr die Person und die göttliche Herrlichkeit Christi und unsere Vollendung in Ihm hervorgehoben, nicht so sehr der Platz, den die Heiligen bei Gott haben. Ferner, da die Heiligen betrachtet werden als solche, die sich auf der Erde, nicht in Christo droben, befinden, ist auch von ihrer Verantwortlichkeit die Rede (Kol 1,13). Der dritte Vers des ersten Kapitels entspricht Eph 1,16; nur fühlt man, dass in der letzten Stelle eine größere Fülle von Freude sich kundgibt.
Glaube an Christum und Liebe zu allen Heiligen bilden in beiden Briefen die Ursache der Freude des Apostels, aber der Gegenstand seiner Gebete ist ganz verschieden. Im Epheserbrief, wo er die Ratschlüsse Gottes hinsichtlich der Kirche entwickelt, bittet er, dass die Heiligen sowohl diese verstehen möchten, als auch die Kraft, durch welche sie daran teilhatten. Für die Kolosser bittet er, dass ihr Wandel geleitet werden möge durch göttliche Einsicht. Aber dies steht in Verbindung mit dem Gesichtspunkt, unter dem er die Heiligen jeweils betrachtet. Wir haben gesehen, dass er sie in dem Brief an die Epheser in den himmlischen Örtern sitzen sieht. Eine Folge davon ist, dass alle Dinge, die unter Christo als Haupt zusammengebracht werden sollen, ihr Erbteil sind. Im Kolosserbrief wird den Heiligen eine Hoffnung aufbewahrt in den Himmeln; deshalb bezieht sich das Gebet des Apostels auf ihren Wandel hienieden, dass derselbe in Übereinstimmung sein möge mit dem Gegenstand, der vor sie gestellt war. Als solche, die auf Erden waren und in Gefahr standen, „das Haupt nicht festzuhalten“, waren die Gläubigen in Kolossä in Gefahr, jenen Gegenstand aus den Augen zu verlieren. Paulus bittet deshalb für sie im Blick auf jene himmlische Hoffnung. Sie hatten von dieser vollkommenen und herrlichen Hoffnung gehört. Das Evangelium davon war gepredigt worden in der ganzen Schöpfung.
Dieses Evangelium, das im Blick auf eine in den Himmeln aufbewahrte Hoffnung gepredigt worden war, hatte Frucht unter den Menschen hervorgebracht, und diese Frucht trug das Kennzeichen ihrer himmlischen Quelle. Ihre Religion, das was ihr Herz in diesen Beziehungen zu Gott regierte, war himmlisch. Die Kolosser waren in Gefahr, zurückzufallen in die Strömung der Satzungen und der religiösen Gebräuche des in der Welt lebenden Menschen, dessen Religion in Verbindung stand mit der Welt, in der er wohnte, und die nicht erleuchtet, nicht erfüllt war mit himmlischem Licht. Nichts anderes, als das Bewusstsein der Verbindung mit Christo, kann uns in jenem himmlischen Charakter sicher bewahren. Verordnungen, um zu Ihm zu gelangen, haben da keinen Platz, wo wir mit Ihm vereinigt sind, ebenso wenig die Philosophie menschlicher Gedanken da, wo wir lebendig-göttliche in Christo besitzen.
Doch wie köstlich ist es, selbst wenn wir nicht auf der ganzen Höhe unserer Berufung stehen, einen Gegenstand vor unsere Herzen gestellt zu sehen, der uns von dieser Welt und von den Einflüssen befreit, die uns Gott verhüllen! Einen solchen Gegenstand behandelt der Apostel in diesem Briefe. Er richtet die Augen der Kolosser nach dem Himmel, damit sie Christum dort sehen und das Bewusstsein ihrer Verbindung mit dem Haupte wiedergewinnen möchten, das sie einigermaßen verloren hatten oder doch zu verlieren in Gefahr standen. Die Hauptsache war immerhin vorhanden: der Glaube an Christum und die Liebe zu allen Heiligen. Sie hatten nur nötig, ihre Verbindung mit dem Haupte zu verwirklichen, wodurch sie übrigens allein in dem himmlischen Element, über den Satzungen, über der menschlichen und irdischen Religion, sich erhalten konnten.
Um die Kolosser aufzuwecken, knüpft der Apostel wie gewöhnlich an das an, was er Gutes bei ihnen fand. Die frohe Botschaft von dieser himmlischen Hoffnung war zu ihnen gekommen und hatte Frucht hervorgebracht, Das ist es, was das Christentum von allen anderen Religionen und insbesondere von dem jüdischen System unterscheidet; obschon in dem letzteren einzelne durch die Gnade nach dem Himmel verlangten, verbarg es doch Gott hinter dem Vorhang und schloss es in eine Reihe von Satzungen ein.
Auf Grund dieser Hoffnung nun, die das innere Leben der Christen mit dem Himmel in Verbindung bringt, bittet der Apostel, dass die Kolosser erfüllt sein möchten mit der Erkenntnis des Willens Gottes in aller Weisheit und geistlichem Verständnis (V. 9). Diese Erkenntnis ist die Frucht der Verbindung eines auf Erden wandelnden auferstandenen Menschen mit Gott; das ist etwas ganz anderes als Gebote und Satzungen. Sie ist die Frucht einer innigen Gemeinschaft mit Gott, einer kraft dieser Gemeinschaft erlangten Kenntnis Seines Charakters und Seiner Natur; und obschon sie sich auf das praktische Leben bezieht, weil dieses zu dem inneren Leben gehört, setzt sie doch die Satzungen völlig beiseite. Der Apostel musste bei den Kolossern mit diesem praktischen Endpunkte, dem christlichen Leben, beginnen. Vielleicht verstanden sie anfänglich die Tragweite seiner Belehrungen nicht; diese enthielten aber einen Grundsatz, der schon in ihr Herz gepflanzt war und deshalb aufgeweckt werden konnte, und der sie zu dem Punkte leitete, den der Apostel im Auge hatte. Zugleich war es ein sehr köstliches Vorrecht, dessen Wert zu verstehen ihre Stellung sie befähigte. So handelt die Liebe. Der Apostel entwickelt ihre Vorrechte in dieser Hinsicht mit Kraft und Klarheit als einer, dem ein solcher Wandel wohlbekannt war; und, was noch mehr ist, er tut es mit der Kraft des Geistes Gottes. Sie waren nicht im Himmel, sondern auf der Erde, und der Apostel zeigt ihnen den Pfad, der solchen angemessen ist, die mit Christo auferstanden sind und von der Erde zum Himmel emporblicken. Es handelt sich hier um göttliches Leben auf der Erde, nicht wie in Epheser 3 darum, dass der Heilige Geist die Seele des Gläubigen in den Mittelpunkt der göttlichen Ratschlüsse versetzt, indem Christus durch den Glauben in dem Herzen wohnt.
Der erste Grundsatz dieses praktischen, himmlischen Lebens ist die Erkenntnis des Willens Gottes, ist, erfüllt zu sein mit dieser Erkenntnis; nicht, ihr nachzujagen als einer Sache außer uns, noch unentschieden oder ungewiss darüber zu sein, was sie ist, sondern mit ihr erfüllt zu sein durch ein geistliches Verständnis, das von Gott kommt und auf die Einsicht und Weisheit des Christen selbst bildend einwirkt. Der Charakter Gottes kommt so zu einem lebendigen Ausdruck, indem der Christ alles, was er tut, wohl abwägt. Und bemerken wir hier, dass die Erkenntnis des Willens Gottes begründet ist auf den geistlichen Zustand der Seele, auf Weisheit und geistliches Verständnis. Dies ist von großer und praktischer Wichtigkeit. Keine ins Einzelne gehende Unterweisung seitens eines Menschen über den Wandel könnte diese irgendwie ersetzen oder uns der Notwendigkeit des geistlichen Verständnisses überheben. Ohne Zweifel kann mir ein geistlicheres Gemüt behilflich sein in der Erkenntnis des Willens Gottes [1]; aber Gott hat die Entdeckung des Pfades Seines Willens, Seines Weges, mit dem inneren Zustand der Seele verknüpft und lässt uns durch Umstände (durch das menschliche Leben hienieden) gehen, um diesen Zustand zu prüfen, ihn uns selbst aufzudecken und uns in den Umständen zu üben. Der Christ soll durch seinen geistlichen Zustand den Weg Gottes erkennen. Das Wort ist das Mittel (vgl. Joh 17,17+19). Gott hat einen Weg für Sich, den das Auge des Habichts nicht erspäht (Hiob 28,7), den nur der geistliche Mensch kennt - einen Weg, der in Verbindung steht mit der Erkenntnis Gottes, ja, der aus dieser Erkenntnis entspringt und dahin leitet (vgl. 2. Mo 33,23). So wandelt der Christ würdig des Herrn; er weiß, was sich für ihn geziemt [2] und wandelt demgemäß, um Ihm wohl zu gefallen, „in jedem guten Werke fruchtbringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes“ (V. 10).
Es ist also nicht allein der Charakter des Lebens, den der Apostel hier vorstellt, sondern dieses Leben brachte auch etwas hervor; es trug Frucht und wuchs, als Leben, durch die zunehmende Erkenntnis Gottes. Aber diese Verbindung mit Gott führt zu einer anderen, sehr köstlichen Betrachtung. Nicht allein stehen der Charakter und die lebendige Energie des Christen mit dieser Erkenntnis Gottes in Verbindung, sondern es entfaltet sich darin auch die Kraft Gottes. Man schöpft die Kraft aus Gott; Er teilt sie mit, damit die Gläubigen also wandeln: „gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht Seiner Herrlichkeit“. Das ist das Maß der Kraft des Christen für ein Leben, das mit dem Charakter Gottes in Übereinstimmung steht. So ist der Charakter dieses Lebens in der himmlischen Herrlichkeit droben geoffenbart, es ist Jesus Christus. Die Darstellung desselben auf der Erde geschieht (wie es in Jesu Christo der Fall war) in allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden, inmitten der Leiden und Trübsale des Lebens aus Gott in dieser Welt. Auch diese Gestaltung des Lebens ist eindrucksvoll: alle göttliche Kraft ist uns Seiner Herrlichkeit gemäß gegeben, um geduldig zu sein, um auszuharren. Welch ein Gepräge verleiht das dem Leben des Christen in dieser Welt! Jene Kraft befähigt uns auch, anderen gegenüber ein edelmütiges Betragen an den Tag zu legen; und nichts ist eine offensichtlichere Frucht der Kraft, als gerade dieses. Auch der Wille ist hier unterworfen. So genießen wir trotz allem, was wir zu erdulden haben, eine beständige Freude mit Gott. Es ist ein herrliches Gemälde von der Art, wie das göttliche Leben sich offenbart.
Der Apostel bringt hier dieses Leben des Duldens in Verbindung mit dem, was dessen Quelle ist, worauf es hinzielt und was es gegenwärtig durch den Glauben besitzt. Also wandelnd, sind wir voll von Freude und danksagen dem Vater, der uns fähig gemacht hat, an dem Erbe der Heiligen in dem Lichte teilzunehmen [3]. Hier werden die Heiligen in ihre eigentliche Beziehung zu Gott (ihrem Vater) im Himmel gesetzt - in das Licht, in das was Gott ist und worin Er wohnt. So haben wir also hier den Zustand der Seele, den Charakter des Wandels, und die Kraft, in welcher derselbe geführt wird. Wir sind aber nicht allein passend gemacht für Gott im Lichte, sondern wir sind auch in das Reich des geliebten Sohnes Gottes versetzt.
Dann werden die Mittel, die angewandt worden sind, um uns ins Licht zu bringen, und der Charakter des Werkes, das uns dort unseren Platz gegeben hat, vorgestellt, indem wir (soweit dies im Kolosserbrief geschieht) in die Ratschlüsse Gottes eingeführt werden, jedoch in praktischer Weise - in ihren künftigen oder gegenwärtigen Ergebnissen, nicht als Ratschluss oder Geheimnis Seines Willens wie im Epheserbrief.
Der Vater hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe. Wir haben hier nicht eine jüdische Richtschnur für den Menschen; es ist ein Wirken der Macht Gottes, der mit uns handelt als mit solchen, die alle miteinander von Natur Sklaven Satans und der Finsternis sind, und der uns durch eine Tat Seiner Macht in eine ganz neue Stellung und Beziehung zu Ihm Selbst bringt. Wir sehen hier zwar, wenn wir die Grundsätze ihrem Ursprung nach betrachten, dasselbe, was in Eph 1,4+5; 2,1-6 bezüglich unserer Stellung vor Gott ausgedrückt ist; aber es ist augenscheinlich, dass die Fülle und Bestimmtheit einer neuen Schöpfung hier mangeln [4]. Die Ausdrücke „das Erbe der Heiligen in dem Lichte“ und „das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ erinnern uns an Eph 1,4+5; aber wir haben hier nicht die Sache selbst, wie sie in den Gedanken Gottes ist, sondern nur die Tatsache, dass wir schon hienieden dafür passend gemacht sind. Infolge dessen finden wir hier auch nicht die Darstellung eines Verhältnisses, mit dem man vertraut ist, weil man sich in ihm befindet. Die Macht und die Liebe des Vaters haben uns dafür passend gemacht, und obschon der Charakter Gottes, Licht und Liebe, notwendigerweise dabei vorhanden ist, und zwar gemäß Seiner Beziehung zu Seinem Sohne, so ist das, was wir hier haben, doch nicht unsere eigene Beziehung zu Gott Selbst, wobei keine Rede ist von dem Zustand, aus dem Er uns herausnahm, sondern das Werk im allgemeinen, das uns diesen Platz gibt, im Gegensatz zu unserer früheren Stellung. Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe; wir haben teil an dem Erbe der Heiligen in dem Lichte, aber wo sehen wir hier wie im Epheserbrief, den Heiligen „tadellos vor ihm in Liebe“? - wo unsere Beziehung zu Ihm nach den Ratschlüssen Dessen, der nur das Gute sah, das Er Sich Seinem eigenen Herzen vorsetzte? - wo die „Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst“ nach Seiner Auserwählung vor Grundlegung der Welt?
Im Epheserbrief wird die Errettung eingeführt als eine Folge der Stellung, in welcher die Erben, die Gegenstände der ewigen Ratschlüsse Gottes, gesehen werden [5]. Hier, im Kolosserbrief, ist die Errettung der Hauptgegenstand. Wie gefährlich und verderblich ist es, sich von dem Haupte zu entfernen und das völlige Bewusstsein (im Lichte) von unserer Verbindung mit Ihm zu verlieren! Wie vollkommen und köstlich ist die Gnade, die sich (wie hier bei den Kolossern) unserem Zustande anpasst, um uns wieder zu Gott zurückzubringen und uns, nach der Macht und Gnade Gottes, in den Genuss der unschätzbaren Stellung, die Er uns in Christo gegeben hat, zurückzuführen! Das Mittel, das der Geist anwendet, um dieses Gnadenwerk an den Kolossern zu vollbringen, ist die Entfaltung der Herrlichkeit des Herrn, des Sohnes Seiner Liebe.
Hier allein wird, glaube ich, das Reich „das Reich des Sohnes“ genannt, und ich denke, es geschieht nur, um Seine Person als den Mittelpunkt von allem einzuführen und uns einen Maßstab für die Größe der Segnung zu geben. Wir sind in das Reich Dessen versetzt, der den Platz „des Sohnes seiner Liebe“ einnimmt. Es ist wirklich Sein Reich, und damit wir den Charakter dieses Reiches, den es jetzt für uns hat, und unser nahes Verhältnis zu Gott, als solche, die daran teilhaben, fassen sollen, wird es „das Reich des Sohnes seiner Liebe“ genannt. Das ist die gegenwärtige Grundlage und der Charakter des Verhältnisses, in dem diejenigen, die wahrhaft in und von diesem Reiche sind, zu Gott stehen. Als das Reich des Sohnes des Menschen ist es Seine zukünftige Offenbarung in Herrlichkeit und Herrschaft. Hier wird es gekennzeichnet durch das Verhältnis, in dem der Sohn Selbst, in Seiner Person, zu dem Vater steht, unter Hinzufügung dessen, was uns ein volles Anrecht gibt, daran teilzuhaben: „die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden“.
Nachdem der Apostel so den Sohn in Seinem Verhältnis zum Vater als den zentralen und mächtigen Gegenstand eingeführt hat, der das Herz der Kolosser anziehen und sie von dem Joche der Satzungen frei machen sollte, schildert er die verschiedenen Teile der Herrlichkeit dieser Person. Wenn deshalb die der Versammlung gehörende Herrlichkeit hier mangelt, so wird die Herrlichkeit Jesu in ein umso helleres Licht vor uns gestellt. So bringt Gott Gutes aus dem Bösen hervor und nährt auf alle Weise Sein geliebtes Volk.
Der Herr Jesus ist das Bild des unsichtbaren Gottes. In dem Sohne Seiner Liebe sehen wir was Gott ist (vgl. Joh 1,18 und auch 1. Joh 1,2). Das ist der erste Charakterzug Seiner persönlichen Herrlichkeit, der wesentliche Mittelpunkt von allem übrigen. Infolge dieses eigentlichen Charakters Seiner Person nun nimmt Er rechtmäßig die Stellung des Vertreters oder Darstellers Gottes in der Schöpfung ein. Adam war in gewissem Sinne im Bilde Gottes geschaffen und als Mittelpunkt in eine Schöpfung hineingestellt, die ihm unterworfen war. Aber schließlich war er doch nur ein Vorbild von Christo, von Dem, der kommen sollte (Rö 5,14). Der Sohn, und zwar gerade in Seiner Person, in Seiner Natur (und für uns als Der, der in des Vaters Schoß ist), ist es, welcher Gott kundmacht, weil Er Ihn in Seiner eigenen Person und in völliger Offenbarung Seines Wesens und Seines Charakters vor den Menschen und in dem ganzen Weltall darstellt; „denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. Nichtsdestoweniger ist Er ein Mensch. So ist Er gesehen worden von den Engeln. Wir haben Ihn gesehen mit unseren Augen, oder durch den Glauben. So ist Er das Bild des unsichtbaren Gottes. Der vollkommene Charakter und die lebendige Darstellung des unsichtbaren Gottes sind in Ihm gesehen worden. Bewunderungswürdige Wahrheit für uns hinsichtlich der Person unseres Heilandes!
Aber welchen Platz musste Er dann in der Schöpfung einnehmen, als Er nach den ewigen Ratschlüssen Gottes in dieselbe eintrat? Nur einen konnte Er haben, nämlich unbestreitbar und ohne Widerrede den der Oberhoheit: Er ist „der Erstgeborene aller Schöpfung“. Dieser Name bezeichnet ein Verhältnis, nicht aber Seinen Anfang zu irgendeiner Zeit. Von Salomo ist gesagt: „Zum Erst geborenen will ich ihn machen, zum Höchsten der Könige der Erde“ (Ps 89,27). So ist der Schöpfer, wenn Er einen Platz in der Schöpfung einnimmt, notwendigerweise ihr Haupt. Er hat Seine Rechte noch nicht geltend gemacht, weil Er in Gnade die Erlösung vollbringen wollte. Wir sprechen von Seinen Rechten, von Rechten, die der Glaube anerkennt.
Er ist also das Bild des unsichtbaren Gottes, und, wenn Er Seinen Platz in der Schöpfung nimmt, der Erstgeborene aller Schöpfung. Der Grund dafür ist unserer Beachtung wert - einfach, aber bewunderungswürdig: Er hat sie er schaffen. Es war die Person des Sohnes, in der Gott handelte, als Er durch Seine Macht alle Dinge erschuf, seien es die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln, die sichtbaren und die unsichtbaren. Alles, was groß und erhaben ist, ist nur das Werk Seiner Hand; alles ist durch Ihn (den Sohn) und für Ihn geschaffen. Wenn Er daher Besitz davon nimmt, so nimmt Er es als Sein rechtmäßiges Erbteil. Bewunderungswürdige Wahrheit, dass Der, welcher uns erlöst hat, der Sich, um die Erlösung zu vollbringen, Selbst zum Menschen gemacht hat (zu einem von uns, was die Natur betrifft), dass Er der Schöpfer ist! Das ist aber die Wahrheit!
In Verbindung mit dieser wunderbaren Wahrheit war es ein Teil von Gottes Ratschlüssen, dass der Mensch die Herrschaft über alle Werke Seiner Hand haben sollte. So gehört Christo, als Mensch, diese Herrschaft rechtmäßig, und Er wird tatsächlich Besitz von ihr nehmen. Der Teil der Wahrheit, von dem wir jetzt sprechen, ist in Heb 2 behandelt; wir werden bei der Betrachtung dieses Briefes darauf zurückkommen. Ich führe es hier nur an, damit wir verstehen, unter welchen Umständen der Sohn den Besitz antritt. Der Geist spricht von dem Einen, welcher Mensch, aber zugleich Schöpfer aller Dinge ist, dem Sohne Gottes. Alle Dinge wurden durch Ihn erschaffen, sie wurden also auch notwendigerweise für Ihn erschaffen. So haben wir bis hierher die Herrlichkeit der Person Christi und die mit Seiner Person in Verbindung stehende Schöpfer-Herrlichkeit gesehen. In Ihm erblickt man das Bild des unsichtbaren Gottes. Er hat alle Dinge erschaffen: alles ist für Ihn; und Er ist der Erstgeborene von allem, was erschaffen ist.
Jetzt wird eine andere Art von Herrlichkeit, eine andere Oberhoheit vorgestellt. Christus nimmt einen besonderen Platz ein in Beziehung zu der Versammlung, in der Macht der Auferstehung. Es ist die Einführung göttlicher Macht, nicht in der Schöpfung, sondern in dem Reiche des Todes, damit andere, durch die Erlösung und durch die Macht des Lebens in Ihm, an Seiner Herrlichkeit teilhaben möchten. Die erste Herrlichkeit war sozusagen naturgemäß; die zweite ist eine besondere und erworbene (obwohl kraft der Herrlichkeit Seiner Person), und zwar dadurch erworben, dass Er Sich dem Tode und der ganzen Macht des Feindes in demselben preisgegeben hat. Demgemäß besteht die Herrlichkeit, wie schon gesagt, in Verbindung mit der Erlösung und mit der Einführung anderer in die Anteilnahme an den gleichen Vorrechten. „Er ist das Haupt des Leibes der Versammlung, welcher der Anfang ist, der Erstgeboren aus den Toten, auf dass er in allem den Vorrang habe“ (V. 18). Er ist der Erstgeborene der Schöpfung. Er ist der Erstgeborene nach der Macht der Auferstehung [6] in dieser neuen Ordnung der Dinge, in welcher der Mensch zuvorbestimmt ist zu einer ganz neuen Stellung, die durch die Erlösung erworben ist, und in der er teilhat an der Herrlichkeit Gottes (soweit dies für ein Geschöpf möglich ist), und zwar dadurch, dass er teilhat an dem göttlichen Leben in Jesu Christo, dem Sohne Gottes und dem ewigen Leben, und, hinsichtlich der Versammlung, als Glied Seines Leibes. Er ist der Erstgeborene der Schöpfung, und der Erstgeborene aus den Toten: der Schöpfer und der Sieger über den Tod und die Macht des Feindes. Das sind die beiden Bereiche der Entfaltung der Herrlichkeit Gottes. Die besondere Stellung der Versammlung, des Leibes Christi, bildet einen Teil des letzteren. Er muss diese Auferstehungs-Herrlichkeit sowie diesen unumschränkten Vorrang und die Oberhoheit als Mensch haben, denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle (nämlich der Gottheit, siehe Kol 2,9), in Ihm zu wohnen. Wie könnte Er einen anderen Platz einnehmen, als den ersten in allen Dingen! - Bevor wir jedoch weitergehen in unserer Betrachtung, müssen wir über das, was uns bisher beschäftigt hat, noch einige wichtige Bemerkungen machen.
Der Sohn wird uns hier vorgestellt als Schöpfer; dies schließt jedoch nicht die Macht des Vaters noch das Wirken des Geistes aus. Die Drei sind eins; aber es ist der Sohn, der hier vor unsere Augen gestellt wird. In Joh 1 ist es das Wort, das alles erschuf. Hier und in Heb 1 wird Der, welcher auch das Wort ist, uns unter dem Namen des Sohnes geoffenbart. Er ist das Wort Gottes, der Ausdruck Seines Gedankens und Seiner Macht. Durch Ihn wirkt und offenbart Sich Gott. Er ist auch der Sohn Gottes, und im Besonderen der Sohn des Vaters. Er offenbart Gott, und wer Ihn gesehen hat, hat den Vater gesehen. Insofern Er in dieser Welt geboren ist, unter der Einwirkung Gottes durch den Heiligen Geist, ist Er der Sohn Gottes (Lk 1,35; Ps 2,7 ). Doch das ist in der Zeit geschehen, als die Schöpfung schon der Schauplatz der Offenbarung der Wege und Ratschlüsse Gottes war. Aber der Name Sohn ist auch die Bezeichnung der eigentlichen Beziehung Seiner herrlichen Person zu dem Vater, bevor die Welt war. In diesem Charakter erschuf Er alle Dinge. Der Sohn ist ebenso zu verherrlichen wie der Vater. Wenn Er Sich Selbst erniedrigt, wie Er es für uns getan hat, so sind alle Dinge in Seine Hand gelegt, auf dass Seine Herrlichkeit geoffenbart werde in derselben Natur, durch deren Annahme Er Sich Selbst erniedrigte. Und schon ist die Kraft des Lebens und die Kraft Gottes in Ihm geoffenbart durch die Auferstehung, so dass Er als Sohn Gottes in Kraft erwiesen ist durch Toten-Auferstehung (Rö 1,4). Diese ist der Beweis davon.
Das, was uns im Kolosserbrief vorgestellt wird, ist die Ihm eigentümliche Herrlichkeit Seiner Person als Sohn, bevor die Welt war. Er ist der Schöpfer als Sohn. Es ist wichtig, das zu beachten. Doch die Personen sind nicht getrennt in ihrer Offenbarung. Wenn der Sohn Wunder tat auf der Erde, so trieb Er die Dämonen aus durch den Geist, und der Vater, der in Ihm (in Christo) wohnte, tat die Werke.
Auch muss daran erinnert werden, dass das, was von Ihm gesagt ist, erst gesagt wird, als Er im Fleische geoffenbart war, von Seiner vollständigen Person, dem Menschen auf der Erde. Nicht dass wir in unserer Vorstellung nicht unterscheiden könnten zwischen Seiner Gottheit und Seiner Menschheit; aber eben indem wir sie unterscheiden, denken wir an die eine Person, betreffs welcher wir das tun. Wir sagen: „Christus ist Gott, Christus ist Mensch“ aber es ist Christus, der beides ist. Ich sage das nicht in theologischem Sinne, sondern um die Aufmerksamkeit Lesers auf den bemerkenswerten Ausdruck zu richten: „war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“. Die ganze Fülle der Gottheit befand sich in Christo. Die Gnostiker, die in späteren Jahren die Kirche so viel beunruhigt haben, benutzten dieses Wort „Fülle“ in einem mystischen und besonderen Sinne für die Summe und Quelle der Gottheit und doch schließlich in dem Sinne einer Räumlichkeit, denn sie hatte ein hóros eine Begrenzung, die sie von allem übrigen trennte. Nach ihrer Meinung offenbarte sich die Gottheit in vier Paaren von Wesen (Syzygien), wobei Christus nur einer von einem Paare war. Es ist nicht nötig, weiter auf ihre Schwärmereien einzugehen; nur möchte ich noch bemerken, dass sie, mit verschiedenen Gedanken-Schattierungen, die Schöpfung einem entweder niedrigen oder bösen Gott zuschrieben, der auch der Verfasser des Alten Testamentes war. Der Stoff, sagten sie, rührt nicht von dem obersten Gott her. Sie aßen kein Fleisch und heirateten nicht; zugleich aber gaben sie sich allen Arten von Gräueln und Ausschweifungen hin und verbanden sich, seltsamerweise, mit dem Judentum, beteten Engel an usw.
Der Apostel hatte oft mit diesen Werkzeugen Satans zu kämpfen. Auch Petrus erwähnt sie. Hier stellt Paulus durch das Wort Gottes die ganze Fülle der Gottheit Christi vor unsere Augen. Weit davon entfernt, etwas untergeordnetes, ein Ausfluss, zu sein, oder einen, wenn auch erhabenen Platz in jenen endlosen Geschlechtsregistern zu haben, wohnt die ganze Fülle selbst in Ihm. Eine herrliche Wahrheit betreffs der Person des Herrn, unseres Heilandes. Wir können alle die törichten Vorstellungen des Menschen im Schatten lassen, um das vollkommene Licht dieser herrlichen Fülle Gottes in unserem Haupte und Herrn zu genießen. Die ganze Fülle war in Ihm. Wir kennen in der Tat den Vater, aber geoffenbart durch Ihn. Wir besitzen wirklich den Geist, aber die Fülle des Geistes war in Ihm, und wir besitzen den Geist, weil Christus, nachdem Er unsere Erlösung und Reinigung vollbracht hatte, diesen Geist für uns empfing. Und Gott Selbst, in Seiner ganzen Fülle, war geoffenbart, ohne irgendwelche Beschränkung, in der Person Christi: und dieser Christus ist unser, ist unser Heiland, unser Herr! Er ist uns und für uns geoffenbart worden. Welch eine herrliche Wahrheit für uns! Ohne Zweifel sollte Er zu Seiner eigenen Verherrlichung gekannt sein, wie Er ist, als Liebe; aber es ist nicht weniger wahr, dass diese Offenbarung in Beziehung stand zu uns. Nicht allein offenbarte der Sohn den Vater, so lieblich und kostbar diese Tatsache auch ist, - es ist die Fülle der Gottheit als solche, die in Christo geoffenbart und dargestellt ist. Da zu wohnen, war das Wohlgefallen der Fülle.
Christus war aber nicht nur das Haupt der Schöpfung, kraft der göttlichen Herrlichkeit Seiner Person, und das Haupt der Versammlung, als auferstanden aus den Toten und siegreich über die Macht des Feindes. Die Schöpfung und alle diejenigen, welche die Versammlung bilden sollten, waren gleich fern von Gott, die letzteren sogar nach ihrem Willen. Um in Verbindung mit Gott zu sein, mussten sie mit Ihm versöhnt werden. Das ist der zweite Teil der Herrlichkeit Christi. Es war nicht allein das Wohlgefallen der Fülle der Gottheit, in Ihm zu wohnen, sondern auch durch Ihn alle Dinge mit Sich zu versöhnen, indem Er Frieden gemacht hat durch das Blut Seines Kreuzes. Diese Versöhnung der Dinge ist noch nicht vollendet. Friede ist allerdings gemacht durch das Blut; aber die Kraft ist noch nicht in Wirksamkeit getreten, um das Ganze, gemäß dem Werte dieses Blutes, in tatsächliche Verbindung mit Gott zu bringen.
So wurde in Israel das Blut auf den Gnadenstuhl gebracht, und die Sühnung, der Friede, war gemacht; aber außerdem wurde alles besprengt, und die Sünden des Volkes wurden bekannt. Das ist in Bezug auf Israel und auf die Schöpfung noch nicht geschehen. Alles außerhalb Liegende bleibt noch in Entfernung von Gott, obschon der Friede gemacht ist. Wir wissen, dass es das Wohlgefallen Gottes ist, alle Dinge im Himmel und auf Erden kraft dieses Blutes zu versöhnen. Alle Dinge werden wieder in Ordnung gebracht, neu geregelt werden. Die Schuldigen, die in ihren Sünden bleiben, werden außerhalb dieses Schauplatzes des Segens stehen. Aber Himmel und Erde werden völlig befreit werden von der Macht des Bösen (ja, sogar von seiner Gegenwart während der Dauer des Tausendjährigen Reiches, insoweit es sich um die Offenbarung des Bösen handelt, und später auch bedingungslos von seiner Gegenwart selbst) gemäß der Kraft dieses Blutes, das zwischen gut und böse eine Scheidung gemacht hat, in Übereinstimmung mit dem Charakter Gottes selbst. Dieses Blut hat Gott verherrlicht, so dass Frieden gemacht ist und Gott nun ungehindert in Segen handeln kann. Aber hier ist das Werk der Versöhnung zwiefach wie die Herrlichkeit der Person Christi und steht in Verbindung mit denselben Gegenständen wie Seine Herrlichkeit. Es liegt in den Ratschlüssen Gottes, alles, was im Himmel und auf Erden ist, mit Sich durch Christum zu versöhnen. Die Christen aber hat Er schon versöhnt. Einst nicht nur verunreinigt wie die Schöpfung, sondern Feinde in ihrer Gesinnung, hat Er sie schon versöhnt in dem Leibe Seines Fleisches durch den Tod. Das vollkommene Werk, das Christus in Seinem Leibe vollbrachte, hat, indem es die Sünde für uns austilgte und Gott, Seinen Vater, vollkommen verherrlichte, uns mit Gott in Seiner Heiligkeit in Verbindung gebracht gemäß der Kraft dieses Werkes. Das heißt, es hat die Kraft, uns vollkommen versöhnt, heilig, untadelig und unsträflich vor Sein Angesicht hinzustellen, und zwar mit dem Bewusstsein von dieser Tatsache sowie von der Liebe, die sie bewirkt hat, und von der Gunst, in die wir versetzt sind, so dass das Herz im Gefühl von alledem zu Gott zurückgebracht ist: wir sind mit Gott versöhnt. Das hat indes zur Voraussetzung, dass wir standhaft im Glauben bis zum Ende vorangehen.
Zu dieser letzten warnenden Bemerkung gab der Zustand der Kolosser Veranlassung. Sie werden betrachtet als solche, die noch auf der Erde wandeln [7], und wir haben gesehen, dass sie ein wenig von der Verwirklichung ihrer Vereinigung mit Christo abgewichen waren, oder doch in Gefahr standen, es zu tun.
Auch ist zu bemerken, dass der Apostel von seinem Evangelium sagt, dass es in der ganzen Welt gepredigt worden sei. Die Gnade hatte die engen Grenzen des Judentums und der Erwartung des Messias weit überschritten, um das Zeugnis von der vollkommenen Liebe Gottes in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, kundzumachen; hierfür war Paulus das Werkzeug, als der Apostel der Nationen [8].
Bis dahin hat also der Geist Gottes uns die beiden Arten der Oberhoheit Christi vorgestellt, die über die Schöpfung und über die Versammlung, sowie die zwei Arten der Versöhnung, welche den beiden entsprechen, nämlich erstens die Versöhnung der Dinge, über die Christus als Haupt gesetzt ist, also aller Dinge im Himmel und auf Erden, und zweitens die Versöhnung der Christen selbst. Die letztere ist schon vollendet, die erstere ist noch zukünftig. So hatte auch der Dienst des Apostels diesen zwiefachen Charakter. Er hatte selbstverständlich nicht im Himmel zu predigen, sondern sein Dienst wurde ausgeübt an allen Orten unter dem Himmel, wo es eine Seele gab, um zu hören. Er war zunächst ein Diener dieses Evangeliums (V. 23), und dann ein Diener der Versammlung (V. 25). Das zweite war ein besonderer Dienst, der die wahre Stelle und die Vorrechte der Versammlung offenbarte; er war allerdings mit dem ersten insofern verbunden, als das Evangelium sich auch an die Heiden wandte, um sie mit einzuführen. Durch diesen letzten Teil seiner Belehrung hat der Apostel das Wort Gottes vollendet. Das ist ein wichtiger Grundsatz im Blick auf die ausschließliche Autorität des geschriebenen Wortes, indem er uns zeigt, dass dieses Wort bereits in seiner Vollständigkeit da ist. Diese Vollständigkeit wird bewiesen durch die Gegenstände, die es umfasst. Diese sind durchaus vollständig, so dass alle anderen, die man noch einführen möchte, ausgeschlossen sind. Nachdem die Lehre von der Versammlung geoffenbart ist, ist der Kreis der Wahrheiten, die Gott zu behandeln hatte, um uns die Herrlichkeit Christi zu offenbaren und uns eine vollständige Belehrung nach Seiner Weisheit zu geben, geschlossen; es sind keine anderen Wahrheiten mehr hinzuzufügen [9].
Aber gerade diese Lehre setzte den Apostel mancherlei Verfolgungen und Leiden aus, die vornehmlich die Juden und der Feind in jeder Weise über ihn zu bringen suchten. Aber er freute sich darin, da er sie als ein Vorrecht betrachtete, weil auch Christus gelitten hatte um Seiner Liebe willen für die Versammlung - für die Seinigen. Der Apostel spricht hier nicht von der Wirkung des Todes Christi, sondern von der Liebe, die Ihn trieb, zu leiden. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, konnte der Apostel an Seinen Leiden teilnehmen, und auch wir können es in unserem geringen Maße. Der Apostel, als der eigentliche Träger des Zeugnisses von dieser Wahrheit, konnte es in besonderer Weise. Wäre Christus damit zufrieden gewesen, die Stellung des Messias, dem Menschen gemäß, anzunehmen, so würde Er bestens aufgenommen worden sein. Wenn Paulus die Beschneidung gepredigt hätte, so würde das Ärgernis des Kreuzes aufgehört haben; der Mensch hätte an der Religion Gottes teilnehmen können, sobald diese Religion den Menschen im Fleische anerkannte. Aber wenn Gott geoffenbart ist, wenn Seine Gnade bis zu den Heiden sich ausdehnt, wenn Er durch diese Gnade, ohne den Juden mehr zu berücksichtigen als den Heiden, eine Versammlung bildet, welche der Leib Christi ist, der teilhat an der himmlischen Herrlichkeit Seines Sohnes, so kann das Fleisch das nicht ertragen. Als ganz wertlos vor Gott ausgeschlossen zu sein, sogar in seiner Religion, bei aller Mühe, die es sich geben mag, ist für das Fleisch unerträglich. Hier liegt die Quelle der Feindschaft des jüdischen Geistes, der das Fleisch, den Menschen, zur Grundlage hat, und der beständig in der Geschichte des Apostels wieder erscheint, sei es indem er den Hass der Heiden erregt, oder die Lehre Christi und die Einfachheit des Evangeliums verdirbt. Die fleischliche Religion rühmt sich ihrer eigenen besonderen Vorrechte (siehe Phil 3).
So haben wir denn einen zwiefachen Dienst neben einer zwiefachen Oberhoheit Christi und einer zwiefachen Versöhnung, und alle stehen in gleichmäßiger Beziehung zu einander: Christus ist das Haupt der Versammlung; alle Dinge im Himmel und auf Erden sollen versöhnt werden, die Christen sind schon versöhnt; Paulus übt seinen Dienst aus in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel, und er ist der Diener der Versammlung. Natürlich war sein Dienst auf die Erde beschränkt. In jeder Hinsicht überschritten die Ausdehnung und die Tragweite der Herrlichkeit Christi und des Dienstes die Grenzen des Judentums und standen im Gegensatz zu dem ganzen System.
Indem der Apostel dann den zweiten Teil seines Dienstes, von dem er soeben gesprochen hat, näher behandelt, verweilt er besonders bei dem, was den Bedürfnissen der Kolosser entsprach, und entwickelt diese Seite der Wahrheit, um ihre Herzen zurückzuführen zu dem Genuss des ganzen Umfangs dieser köstlichen Wahrheiten. Er vollendete das Wort Gottes durch die Verkündigung des Geheimnisses, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen, jetzt aber Seinen Heiligen geoffenbart worden war. Keine Darstellung der Wege Gottes seit den Tagen der Schöpfung hatte dieses Geheimnis von der Versammlung enthalten - in den Wahrheiten, auf die es gegründet war, in der Offenbarung der Macht oder der Gedanken Gottes, die seine Grundlage bildeten und ihm seinen Charakter verliehen. Es war keinem von denen mitgeteilt worden, die dem der Versammlung vorauf gehenden System angehörten, oder die als Werkzeuge und Mittel zur Offenbarung des Lichtes Gottes für andere gedient hatten. Engel, Menschen, Israel, die Propheten - alle kannten nichts von diesem Geheimnis. Die Versammlung, dieser mit dem menschgewordenen und verherrlichten Sohne Gottes vereinigte Leib, sowie die Berufung der Heiden in jene Einheit war ihnen allen verborgen.
Jetzt, wo Christus, das Haupt der Versammlung, das Haupt des Leibes, verherrlicht war, war das Geheimnis dieses Leibes kundgemacht worden. Der Apostel verweilt hier bei einer besonderen Seite dieses Gegenstandes, der nächst der Person Christi den Mittelpunkt aller Wege Gottes bildet. Diese Seite ist „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit“. Hier sehen wir wieder, wie die Heiligen als auf der Erde befindlich betrachtet werden, obschon in der Kraft der Auferstehung. Die Seite des Geheimnisses, die hier vorgestellt wird, ist Christus in uns hienieden, nicht unsere gegenwärtige Vereinigung mit Ihm in Herrlichkeit, obwohl dies untrennbar davon ist. Dieses Geheimnis war in der Tat ein neuer Gedanke, eine neue Wahrheit in jeder Hinsicht. Das bis dahin Bekannte war ein Messias, der unter den Juden geoffenbart werden sollte, die Entfaltung der Herrlichkeit in ihrer Mitte, woran die Heiden höchstens als dem Volke Gottes untergeordnete Wesen teilhaben sollten. Nach der Lehre von der Versammlung aber wohnt Christus unsichtbar in der Mitte derer aus den Nationen [10], und sogar in ihnen; und was die Herrlichkeit betrifft, so ist Er nur die Hoffnung derselben. Ein Christus, der in Herzen von Menschen wohnt, und zwar von solchen Menschen, die früher verworfen waren und außerhalb der Verheißungen standen, und der die Herzen mit Freude und Herrlichkeit erfüllt in dem Bewusstsein der Vereinigung mit Ihm - das war das wunderbare Geheimnis, das Gott zur Segnung der Nationen bereit hatte. Dieser Christus, solcher Christus, war es, den Paulus predigte, indem er jeden Menschen ermahnte und jeden Menschen lehrte nach der vollen Entfaltung der Weisheit Gottes, die durch den Geist in dem Apostel mächtig wirkte, um jeden Menschen in einem geistlichen Zustande darzustellen, der dieser Offenbarung Christi, als einer Frucht derselben, entsprach. Nicht als ob jeder Mensch die Predigt annehmen würde; aber es gab für dieses Evangelium keine Grenze mehr. Jeder Unterschied unter den Menschen war beseitigt, wie durch die Sünde, so auch durch die Gnade, und es gab nur noch eines zu tun, nämlich dahin zu wirken, dass jeder Mensch durch die Kraft des Wortes und des Geistes Christum widerspiegelte und heranwachse zu dem vollen Wuchse Seiner Fülle, wie dieselbe in der dem Apostel anvertrauten Lehre geoffenbart war. Dazu bemühte sich Paulus nach der Wirksamkeit Christi in ihm; denn Christus war nicht allein der Gegenstand seines Herzens, sondern auch die Kraft, die in ihm wirkte, um Seelen nach Seinem Bilde zu gestalten.
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Fußnoten:
[1] Es ist eine der trüglichen Listen des Herzens, selbst dann, wenn wir den Willen Gottes in einer Sache ganz gut kennen, jemand um Rat zu fragen, der nicht geistlicher ist als wir selbst.
[2] Das Wort gibt uns einen dreifachen Maßstab für den Wandel des Christen in dieser Art: würdig des Gottes, der uns zu Seinem eigenen Reich und zu Seiner eigenen Herrlichkeit berufen hat; würdig des Herrn, wie es hier heißt; und würdig der Berufung, mit welcher wir berufen worden sind, d. h. des Heiligen Geistes, der in der Kirche wohnt (Eph 2), wie das am Ende von Eph 3 weiter ausgeführt wird.
[3] Beachten wir hier wohl, dass es nicht heißt: „der uns fähig machen wird“, als handle es sich um etwas, was noch geschehen müsste und worin wir Fortschritte machen könnten.
[4] Wir werden auch später sehen, dass der Ausgangspunkt in den beiden Briefen verschieden ist, und dass der Kolosserbrief, obwohl hier und da auf die Grundlage des Epheserbriefes Bezug genommen wird, den Menschen mehr so darstellt, wie er gefunden wird, nämlich in der Sünde lebend, wogegen wir im Epheserbrief sehen, was er wirklich vor Gott ist: Gott findet ihn bereits tot in Sünden und bildet ihn neu nach Seinen Ratschlüssen. Doch darüber später. Ferner ist unser Platz in Eph 1, 6 völlige Gnade in Christo; in Kol 1 ist es gegenwärtige, wirkliche Errettung aus der Gewalt der Finsternis und ein Versetzt sein in das Reich des Sohnes Seiner Liebe.
[5] Dies gehört zu dem oben erwähnten Grundsatz. Im Epheserbrief wird alles betrachtet von dem Gesichtspunkt der ewigen Ratschlüsse Gottes aus, bevor das Böse da war - von dem Gesichtspunkt des Guten, das Gott Sich in Sich Selbst vorsetzte; obschon die Erlösung, nachdem das Böse eingetreten war, nötig wurde, und in ihr die Herrlichkeit Gottes und die Grundlage zu unserer Herrlichkeit in der Erfüllung jener Ratschlüsse ans Licht traten. Im Kolosserbrief ist der Mensch im Bösen der Gegenstand der Gnade.
[6] Der eine Vorrang hängt von Seinen göttlichen Rechten als Schöpfer ab, der andere von Seinem Werke und von der Macht, die Er in Seiner Menschheit in dem Akt der Auferstehung geoffenbart hat. Er besitzt alles als Mensch, und alles durch göttliche Macht; aber man kann gewissermaßen sagen, dass der eine Teil Seiner Herrlichkeit von Seiner Gottheit und der andere von Seinem Siege als Mensch abhängt.
[7] Wenn der Christ als ein Mensch in Christo betrachtet wird, so gibt es kein „wenn“: wir sind in Ihm. Wird er als ein Pilgrim hienieden betrachtet, so ist er auf dem Wege zu der tatsächlichen Herrlichkeit und muss das Ziel erreichen; und hier tritt das „wenn“ ein sowie die Gefahr, und damit das Bedürfnis, bewahrt zu werden. Aber dann haben wir auch die völligste Zusicherung, dass wir bewahrt werden und nie umkommen sollen; wir werden bis ans Ende befestigt, und das gute Werk wird vollendet werden. So werden in den Geretteten die Abhängigkeit von Gott und das Vertrauen auf Seine Treue aufrecht gehalten.
[8] Man beachte hier, wie klar und vollständig die Darstellung ist: In Vers 14 haben wir Erlösung und Vergebung; in Vers 21 Versöhnung mit Gott; in Vers 13 Befreiung und Einführung in das Reich des Sohnes; in Vers 12 sind wir fähig gemacht zum Anteil an dem Erbe der Heiligen in dem Lichte. Alles das besitzen wir, und so sind wir berufen, würdig des Herrn zu wandeln.
[9] Es handelt sich hier nicht um die Zeit, in welcher die Bücher geschrieben worden sind, sondern um den Kreis der Gegenstände, die sie behandeln. Das Gesetz, das Reich, die Person Christi, die Erlösung und die Wege Gottes waren bereits dargestellt worden; die Lehre von der Versammlung blieb noch zu offenbaren, um die Mitteilungen Gottes hinsichtlich ihrer Gegenstände zu vollenden.
[10] Ich habe schon darauf hingewiesen, dass der Kolosserbrief sich hauptsächlich mit den Nationen beschäftigt, nicht mit der Vereinigung von Juden und Heiden zu einem Leibe.
EinleitungDer Brief an die Kolosser betrachtet den Christen als auferstanden mit Christo, aber nicht als sitzend in den himmlischen Örtern in Christo, wie der Brief an die Epheser es tut. Eine Hoffnung ist für ihn aufgehoben in den Himmeln (Kol 1,5); er soll sinnen auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist (Kol 3,1-4). Er ist mit Christo gestorben und mit Ihm auferweckt, aber er Sitzt noch nicht in den himmlischen Örtern in Ihm. Dieser Brief liefert uns, gleich manchem von anderen Briefen, ein Beispiel von der gesegneten Weise, wie unser Gott in Seiner Gnade alles zum Guten lenkt für die, welche Ihn lieben.
In dem Brief an die Epheser entwickelt der Heilige Geist die Ratschlüsse Gottes hinsichtlich der Versammlung, ihre Vorrechte. Bei den Christen in Ephesus fand sich nichts zu tadeln [1]; deshalb konnte der Heilige Geist die durch diese treue Herde dargebotene Gelegenheit benutzen, um all die Vorrechte ausführlich zu entwickeln, die Gott für die Versammlung verordnet hat, sowohl derjenigen, die sie kraft ihrer Vereinigung mit Jesu Christo, ihrem Haupte, genießt, als auch die Vorrechte eines jeden Kindes Gottes persönlich.
Bei den Kolossern war es anders. Dieses gesegnete Teil war ihnen einigermaßen entschlüpft, und sie hatten das Bewusstsein ihrer Verbindung mit dem Haupte des Leibes verloren; wenigstens standen sie, wenn es noch nicht wirklich eingetreten war, doch dieserhalb in Gefahr und waren dem Einfluss derer ausgesetzt, die sie von dem Haupte abzuziehen und unter den Einfluss der Philosophie und des Judentums zu bringen suchten. Der Apostel hatte sich deshalb mit der Gefahr zu beschäftigen, und nicht allein mit ihren Vorrechten. Die Verbindung mit unserem Haupte selbst kann, Gott sei Dank, niemals verloren gehen, wohl aber die Wahrheit als solche in der Versammlung und ihre Verwirklichung durch die einzelnen Gläubigen. Wir sehen das nur zu sehr in unseren Tagen. Dieser schmerzliche Mangel bei den Kolossern gibt jedoch dem Geiste Gottes Gelegenheit, all die Reichtümer und die ganze Vollkommenheit, die in dem Haupte und in Seinem Werke gefunden werden, zu entfalten, um die Glieder des Leibes von ihrer geistlichen Schwachheit zu befreien und sie wieder in den vollen praktischen Genuss ihrer Verbindung mit Christus zu setzen, sowie in die Kraft der Stellung, die durch diese Verbindung für sie erworben war. Für uns ist dies eine bleibende Belehrung hinsichtlich der Reichtümer, die in dem Haupte sind.
Wenn der Brief an die Epheser die Vorrechte des Leibes schildert, so offenbart der an die Kolosser die Fülle, die in dem Haupte ist, sowie unsere Vollendung in Ihm. Dem entsprechend wird in dem Brief an die Epheser die Versammlung die Fülle Dessen genannt, der alles in allem erfüllt, während im Kolosserbrief die ganze Fülle der Gottheit in Christo leibhaftig wohnt und wir vollendet sind in Ihm. Es gibt indes noch einen anderen Unterschied, der hervorgehoben werden muss. In dem Brief an die Kolosser wird der Heilige Geist gar nicht erwähnt, es sei denn in dem Ausdruck: „Liebe im Geiste“ (Kol 1,8), während im Epheserbrief viel von Ihm geredet wird. Andererseits finden wir Christum als unser Leben weit eingehender entwickelt - eine Wahrheit, die an ihrem Platze von gleich großer Wichtigkeit ist. Der Brief an die Epheser behandelt ausführlich den Gegensatz zwischen Heidentum und Christenstand und -vorrecht, der an die Kolosser mehr die Bildung der Seele zu lebendiger Gleichheit mit Christo. Es ist, um einen wohlbekannten Ausdruck zu gebrauchen, hier mehr „Christus in uns“, als „wir in Christo“, obgleich diese beiden Dinge nicht voneinander getrennt werden können. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist der, dass im Epheserbrief die Einheit von Jude und Heide in einem Leibe einen hervorragenden Platz einnimmt, während in dem Brief an die Kolosser nur die Heiden uns vor Augen gestellt werden, wenngleich auch hier in Verbindung mit der Lehre von dem Leibe.
Abgesehen von diesen bedeutsamen Unterschieden können wir sagen, dass die beiden Briefe in ihrem allgemeinen Charakter eine große Ähnlichkeit haben. Sie beginnen beinahe in der gleichen Weise [2]. Beide sind geschrieben aus Rom, während der Apostel in jener Stadt gefangen saß, und sind durch denselben Boten und bei derselben Gelegenheit gesandt worden, wie wahrscheinlich auch der Brief an Philemon. Die Namen und Grüße berechtigen uns zu dieser Annahme. Die Anrede an die Epheser gibt diesen vielleicht unmittelbarer einen Platz in Verbindung mit Gott Selbst, anstatt sie darzustellen als in brüderlicher Gemeinschaft auf der Erde. Sie werden nicht Brüder genannt (Eph 1,1), bloß Heilige und Treue in Christo Jesu. Im Kolosserbrief werden sie betrachtet als hienieden wandelnd, aber als auferstanden. Wir begegnen deshalb einem langen Gebet für ihren Wandel, wenngleich sie als Befreite auf einem hohen und heiligen Boden stehen. Der Epheserbrief beginnt mit dem Vorsatz und der vollen Frucht der Ratschlüsse Gottes. Auch erweitert sich des Apostels Herz sogleich in dem Gefühl der Segnungen, welche die Epheser genossen. Sie waren gesegnet mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christo. Für die Kolosser war eine Hoffnung aufgehoben in den Himmeln, und der Apostel macht eine Einleitung von vielen Versen, die sich auf das Evangelium, das sie gehört hatten, bezieht und sein Gebet für ihren Wandel und Zustand hienieden einführt. Dann kommen wir er zu dem, was wir in Eph 1,7 finden, aber verbunden mit einer viel ausführlicheren Entfaltung der persönlichen Herrlichkeit Christi und einer mehr geschichtlichen Darstellung der Wege und Handlungen Gottes. Der Apostel wendet sich auch mehr persönlich an die Versammlung zu Kolossä als an die zu Ephesus.
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Fußnoten:
[1] Wie schmerzlich ist es, diese geliebte Versammlung später als ein Beispiel des Verlassens der ersten Liebe hingestellt zu sehen! (Off 2). Doch alles geht dem Ende zu.
[2] Der Name Timotheus findet sich nicht in der Anrede an die Heiligen zu Ephesus.