Die Studienübersetzung Neues Testament - 2020

mit exegetischen Anmerkungen

 

© Die Studienübersetzung-NT     (Version: 01/2020)

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Damit sie diese Studienübersetzung gewinnbringend verwenden können, lesen sie bitte unbedingt vorher die Gebrauchsanleitung. Veränderte Versionen dieser Studienübersetzung dürfen weder auf elektronischem noch auf schriftlichem Weg verbreitet werden. Die Verwendung für persönliche Zwecke und das Weitergeben im PDF-Format ist jedoch auch ohne Zustimmung des Copyrighthalters erlaubt. In unregelmäßigen Abständen werden in Zukunft, so Gott will, Updates gemacht, wo Korrekturen und Ergänzungen vorgenommen werden, die dann in Google-Drive zur Verfügung gestellt werden. Danke für Korrekturvorschläge und Fehlermeldungen. Diese werden, wenn sie gerechtfertigt sind, in zukünftige Updates eingebaut. Bei Vorschlägen geben sie bitte die Fachliteratur an, auf die sie ihren Vorschlag gründen. Vorschläge können sie an die untenstehende Kontakt-Adresse richten. Ein E-Mail-Schriftverkehr kann nicht geführt werden.

Kontakt:  die.studienuebersetzung.nt@gmail.com

                                                   

                                                                                                           

Gebrauchsanleitung        

 

Diese Studienübersetzung wird einstweilen nur digital angeboten. Sie will keine neue deutsche Bibelübersetzung sein, – von denen es schon genug Gute gibt, – sondern dient dem Bibelstudium mit Hilfe des Computers und in Verbindung mit Computer-Bibelprogrammen die einen Strong verschlüsselten Bibeltext anbieten. Sie ist für solche konzipiert, die über keine, oder nur geringe, Griechisch Kenntnisse verfügen aber den griechischen Grundtext möglichst gut verstehen wollen. Schritt für Schritt soll der Leser an den griechischen Grundtext herangeführt werden, – im Gegensatz zu modernen Übersetzungen, welche, frei übersetzend, den Grundtext an den Leser heranführen wollen. Damit kann sie als Bindeglied zwischen einer modernen Übersetzung (z.B. Hoffnung für alle, Neue evangelistische Übersetzung, Neue Genfer Übersetzung, revidierte Elberfelder-Bibel, etc.) und dem griechischen Grundtext fungieren. Mit Hilfe eines Standardwörterbuchs (wie z.B.: „Bauer-Aland: Wörterbuch zum Neuen Testament“) und einer Grammatik (z.B.: „Haubeck/Siebenthal: Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament“), soll sich der Leser im Laufe der Zeit den griechischen Grundwortschatz und die Grundbedeutung der griechischen Zeitformen einprägen.

Wer schon Griechisch-Kenntnisse besitzt, dem sei ein Computer-Bibelprogramm empfohlen, das einen Strong verschlüsselten deutschen und/oder griechischen Text hat. Manche Bibelprogramme haben die „Studienübersetzung“ schon in ihrem Programm integriert (z.B. SOB). Wo das nicht der Fall ist (z.B. bei den Programmen ISA, CLeVer, Omnipro-Bibel, odgl.), kann man in einem Fenster sein Bibelprogramm mit einem strongverschlüsselten griechischen oder deutschen Bibeltext öffnen, in einem zweiten Fenster daneben mit WinWord die „Studienübersetzung 2020“ und in einem dritten Fester mit WinWord das „Griechisch-Deutsch Strong Lexikon 2020“. Damit hat man eine ausgezeichnete Plattform für ein intensives Bibelstudium, das sich am griechischen Grundtext orientiert. Als viertes Fenster könnte man dann noch die CD-Version des „Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament“ installieren, die jedoch kostenpflichtig ist. Damit hat man auch noch einen kurzgefassten Grammatik-Kommentar zu jedem Vers.

 

Aufgrund der Überzeugung, dass der Heilige Geist den biblischen Autoren jedes einzelne Wort eingegeben hat („Verbalinspiration“), wurde der griechische Wortschatz konkordant übersetzt, d.h. jedes griechische Wort wurde an allen Stellen wo es vorkommt mit dem gleichen deutschen Wort wiedergegeben, soweit dies angebracht ist. Manche griechischen Wörter haben nämlich zwei oder mehr Hauptbedeutungen. Sie wurden dann dementsprechend mit der jeweiligen Hauptbedeutung übersetzt, die an der betreffenden Bibelstelle zutrifft. Da es aber ebenso offensichtlich ist, dass der Heilige Geist keine „Diktat-Inspiration“ geben wollte, sondern den speziellen Wortschatz der biblischen Autoren und ihren persönlichen Wortschatz und Schreibstil in seine Inspiration mit einbezog, wurde überall dort wo der biblische Autor offensichtlich von der Hauptbedeutung(en) eines Wortes abwich, dieses Wort (oder auch nur ein Wortteil) in der Übersetzung in kursiver Schrift wiedergegeben. Das Gleiche gilt dann, wenn eine griechische Zeitform in der Übersetzung, aus Gründen der Lesbarkeit, mit einer anderen deutschen Zeitform wiedergegeben werden musste. Auf diese Weise kann der Leser sich durch Nachschlagen in einem Wörterbuch oder einer Grammatik ein eigenes Urteil darüber bilden, ob die abweichende Übersetzung gerechtfertigt ist. Die konkordante Übersetzungsmethode wurde allerdings noch nicht konsequent bei den kleineren Partikeln und Präpositionen durchgeführt. Kleinere Partikeln und doppelte Verneinungen blieben manchmal unübersetzt. Durch das konkordante Übersetzungsprinzip ist die Übersetzung noch wörtlicher als die beiden wortlichen deutschen Bibelübersetzungen „Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch“ und „Münchener Neues Testament“. Die Übersetzung behält, wenn möglich, die Wortstellung des griechischen Grundtextes bei, aber nicht um jeden Preis. Da z.B. im Griechischen das Personalpronomen bereits im Verb inkludiert ist, ergebe sich eine sehr holprige Übersetzung, wenn man dies in der deutschen Übersetzung auch so wiedergeben würde. Deshalb wurde in diesen Fällen das Personalpronomen vom Verbinhalt getrennt, z.B. wurde das wörtliche „wenn nicht ich-evangelisiere“, dann mit „wenn ich nicht evangelisiere“ übersetzt. Der Konjunktiv wurde in der deutschen Übersetzung überall dort verwendet wo er angebracht erschien. Bei Substantiven mit Artikel wurden, bis auf Ausnahmen, die nachgestellten Adjektive, ebenso wie das nachgestellte Personalpronomen, vorgezogen. Die Punktationen (z.B. Beistriche, Punkte, usw.) wurden dort weggelassen, wo nicht eindeutig war wo der Schreiber die Sinntrennung haben wollte. Im „The Greek New Testament“ findet man im Fußnotenapparat Vorschläge zu einer möglichen Punktation, die es in den Handschriften ja nicht gegeben hat.

Jeder Vers fängt in einer neuen Zeile an, damit wird die Übersichtlichkeit erhöht.

Da das Griechische keinen unbestimmten Artikel kennt, wird dieser nur dort wo es nötig erscheint in Klammern im Kleindruck (ein/einer/eine/eines) eingefügt, das Gleiche gilt für den bestimmten Artikel (der/die/das), dort wo das Griechische keinen setzt, der deutsche Sprachgebrauch dies aber fordert.

 

Es wurde darauf geachtet, Synonyme nicht gleich zu übersetzen, auch wenn dies zur Folge hatte, dass deutsche Wortschöpfungen kreiert werden mussten. Genauere Informationen über die Differenzierung der Synonyme kann man im „Griechisch-Deutsch Strong Lexikon“ nachschlagen. Ein hochgestelltes (= vergleiche) nach einem Wort gibt den Hinweis die Synonyme bzw. die Wortbedeutung des betreffenden Wortes im „Griechisch-Deutsch Strong Lexikon“ oder einem anderen Lexikon nachzuschlagen und synonyme Wortbedeutungen miteinander zu vergleichen. Dieser Hinweis erfolgt aber nur bei solchen Bibelstellen, wo die Unterscheidung der Synonyme ausgesprochen wichtig für die Auslegung ist, oder, wo ein Wort eine sehr spezielle Bedeutung hat, die man in der Übersetzung nicht mit einem einzigen deutschen Wort wiedergeben kann.

 

Beispiele für Synonyme:

Röm 7,15.16.19  „denn nicht was ich will, das praktiziere ich, sondern das was ich nicht will, das tue ich.“

Gal 1,6.7  „...zu einem andersartigen Evangelium, welches kein anderes ist,“

Tit 1,2.3   „...vor ewigen Zeiträumen, offenbart aber zu (den bestimmten) Zeitpunkten...“

Mk 14,25   „...sondern sie füllen frischen Wein in neue Schläuche.“

2Kor 11,4  „Denn wenn nun der Kommende (einen) anderen Jesus predigt, den wir nicht predigten, oder ihr (einen) andersartigen Geist empfangt, den ihr nicht empfingt, oder (ein) andersartiges Evangelium, das ihr nicht annahmt, ertragt ihr (es) recht (d.h. bedenkenlos).

 

Die beiden folgenden griechischen Wörter werden üblicherweise beide mit „neu“ übersetzt. Der Unterschied ist jedoch, dass νεος neu der Zeit nach, und καινος neuartig der Qualität nach bezeichnet. Der „neuartige Himmel und die neuartige Erde“ (Offb 21,1; 2Pet 3,13) sind nicht einfach eine Neuauflage der alten, sondern sind beide völlig neuartig.

 

Ebenso werden die beiden folgenden griechischen Wörter üblicherweise mit „alt“ übersetzt. Doch auch bei ihnen findet sich ein Unterschied. παλαιος bedeutet alt im Sinne von verbraucht und dem Verschwinden nahe. Der alte (παλαιος) Mensch ist überholt und seine Verhaltensmuster sollen deshalb wie ein verbrauchtes Gewand abgelegt werden (Eph 4,22). Das Wort αρχαιος hingegen bedeutet ursprünglich und trägt mehr den Gedanken der Ehrwürdigkeit in sich. Mnason (Apg 21,16) war ein alter (αρχαιος) Jünger in dem Sinn, dass er schon von Anfang an zum Kreis der Jünger gehörte, obwohl er wahrscheinlich auch schon alt an Tagen war.

Diese Unterscheidungen betreffen auch die Komposita der genannten Wörter.

 

Ebenso wurde bei den Adverbien differenziert übersetzt.

z.B.:

1Kor 11,27  „...oder trinkt den Kelch des Herrn in-unwürdiglicher-Art-und-Weise“ (= ein Adverb, und nicht: ...unwürdig...“;  als wäre es ein Adjektiv, was sich als eine Eigenschaft auf die Person beziehen würde, während es bei einem Adverb um die Art und Weise geht wie eine Handlung vollzogen wird). Die Kritik des Paulus war nicht, dass die Korinther unwürdig waren, weil vielleicht Sünde in ihrem Leben war, sondern, dass sie das Mahl des Herrn in einer unwürdigen und lieblosen Art und Weise wie eine Fete feierten, und so die Symbole für den Leib und das Blut des Herrn entehrten.

 

Desgleichen bei Simplex und Komposita:

z.B.:

1Tim 2,14   „Und Adam wurde nicht getäuscht (= Simplex), aber die Frau wurde vollends-getäuscht (= Kompositum)...“

Das Simplex σωζω wird in Apg 27,31 mit: „errettet-werden“ übersetzt.

Das Kompositum δια-σωζω wurde in 1Pet 3,20 mit „hindurch-errettet“, in Mt 14,36 aber mit: „vollständig-errettet“, und in Apg 28,4 mit „unversehrt-errettet“ übersetzt.

 

Besonderer Wert wurde auf die adverbielle Wiedergabe der Partizipien gelegt, auch wenn dies öfter eine etwas holprige Übersetzung zur Folge hatte. Ein Partizip kann in sich entweder Adjektiv und Verb oder Substantiv und Verb, vereinen. Damit ist es möglich dem Verbinhalt eine Aspektbedeutung zu geben. So ist z.B. in Heb 13,7.17.24 das Ptz.Präs. ηγουμενοι nicht als Substantiv mit Leiter oder Führer zu übersetzen (das wäre nämlich ηγεμον, welches im NT nur für politische Führer verwendet wird), sondern als substantiviertes Partizip Präsens: der „Führende“. Der Unterschied ist wichtig, da beim Substantiv die Würde des Amtes herausgestrichen wird, beim Partizip aber die Tätigkeit. Bei den Leitenden in der Gemeinde, geht es nicht in erster Linie um ein offizielles Amt, sondern um die treue Ausübung einer Aufgabe, nämlich als Vorbilder richtig zu führen.

Das Partizip Präsens und das Partizip Perfekt werden gewöhnlich gleichzeitig zum übergeordneten Hauptzeitwort übersetzt. Nur selten wird das Partizip Präsens (wenn es statt einem Ptz.Fut. steht) nachzeitig zum übergeordneten Hauptzeitwort übersetzt. Das Partizip Aorist wird gewöhnlich vorzeitig übersetzt, manchmal aber gleichzeitig, wenn das dazugehörige Hauptzeitwort auch im Aorist steht. Das Partizip Futur wird immer nachzeitig zum übergeordneten Hauptzeitwort übersetzt.

 

Der Leser wird merken, dass gewohnte Übersetzungen durch neue und ungewohnte wiedergegeben wurden.

 

Hier nur einige ausgewählte Beispiele:

Die Wortgruppe πιστις, πιστευω wird fast durchweg in den deutschen Bibelübersetzungen mit „Glaube“ bzw. „glauben“ wiedergegeben. In der Studienübersetzung aber wurde mit Vertrauen bzw. vertrauen eine neue Übersetzung eingeführt. Das deutsche Wort „glauben“ hat eine Abwertung erfahren, und zwar in dem Sinn, dass man etwas für wahr hält, wobei man aber nicht sicher wissen kann, ob es wirklich stimmt. Das drückt sich in dem ironischen Sprichwort aus: „Glauben heißt, nicht wissen!“ Die griechischen Begriffe πιστις und πιστευω bedeuten aber in der griechischen Literatur, in der LXX und im NT: Glaubwürdigkeit, Garantie, Vertragstreue und Zuverlässigkeit. An Gott und Jesus Christus zu glauben heißt, sich ihm anvertrauen, weil man sich seiner Bundestreue sicher ist, da er treu und zuverlässig ist. Was er verspricht, nämlich die Erlösung, ewiges Leben und alle seine übrigen Versprechungen, wird er auch einhalten. Das beinhaltet viel mehr als ein bloßes Kopfwissen, oder etwas für richtig halten. Immer dann jedoch, wenn die Wortgruppe eher ein „für wahr halten“ ausdrückt, wurde das Wort in kursiver Schrift mit Glaube, glauben oder Glaubende wiedergegeben. Ebenso, wenn mit dem Artikel „der Glaube“, die christlichen Glaubenswahrheiten gemeint sind (so z.B. in 1Tim 1,4; 4,1.6; 5,8; 6,10.21; 2Tim 3,7; Jud 1,3).

 

Das Wort ευ-αγγελιζω wurde mit dem inzwischen eingedeutschten Wort evangelisieren übersetzt. Dieses Wort betont mehr die Verkündigung des Evangeliums als eine gute Nachricht für die Menschen, verbunden mit der Hoffnung, dass sie diese auch annehmen. Es richtet sich mehr an den Einzelnen persönlich. Es war nötig, es von dem allgemeineren Ausdruck κατ-αγγελλω verkündigen und dem amtlicheren Wort κηρυσσω predigen zu unterscheiden. Der allgemeinere Ausdruck κατ-αγγελλω wird für die Verkündigung verschiedener Inhalte verwendet, der amtliche Ausdruck predigen bezeichnet die Verkündigung des Evangeliums als eine "amtliche" Proklamation und Bekanntmachung von Jesu Sieg über die Sünde. Diese Proklamation ergeht an die ganze Schöpfung (vgl. Mk 16,15) und auch an gefallene Engel (1Pet 3,19). Dabei steht nicht die Annahme des Heils im Vordergrund, sondern die Bekanntmachung der Tatsache, dass der Herr Jesus am Kreuz gesiegt hat und auferstanden ist.

 

Das Wort εκκλεσια (w.: die Herausgerufene) wurde mit Versammlung wiedergegeben, da dies der griechischen Bedeutung des Wortes am ehesten entspricht. Ursprünglich ist damit in den griechischen Städten eine offiziell einberufene Versammlung aller Bürger mit Bürgerrecht gemeint (so in Apg 19,39). Die Gemeinde der Gläubigen ist eine verbindliche Gemeinschaft, aber nur von solchen die von Gott aus der Welt herausgerufen und wiedergeboren wurden und die damit als Kinder Gottes ein himmlisches Bürgerrecht besitzen.

 

Das Wort κυριος ohne Art. bezeichnet im NT und in der LXX den Gottesnahmen JHWH. Zur Unterscheidung von „der Herr“, wurde aber nicht mit Jahwe, sondern im Einklang mit der LXX mit (der) HERR übersetzt. Die genaue Aussprache des alttestamentlichen Gottesnamens ist nämlich ungewiss, und seine Wiedergabe mit Jahwe daher zweifelhaft.

 

Das Wort βασιλεια wurde mit Königsherrschaft wiedergegeben, weil die übliche Übersetzung „Reich Gottes“ bzw. „Reich der Himmel“ zu sehr einen Ort, für manche eben den Himmel, suggeriert. Das „Reich Gottes“ ist aber auch auf dieser Erde. Nur an den Stellen, wo eher der Bereich gemeint ist in dem Gott regiert, wurde kursiv mit Königreich übersetzt. Für eine nähere Erklärung dieses Begriffs siehe die Fachliteratur bzw. das „Griechisch-Deutsch Strong Lexikon“.

 

Die Wörter διακονος und διακονεω wurden mit Bediener bzw. bedienen wiedergegeben. Der διακονος war ursprünglich ein Tischdiener und die Übersetzung Bediener drückt den Gedanken des Bedienens besser aus. Die herkömmliche Übersetzung „Diener“ ist im christlichen Sprachgebrauch zu sehr eine abgehobene Amtsbezeichnung geworden (vgl. das englische: „minister“). Aber: „...der größte unter euch soll der Bediener aller sein!“

 

Das Wort δουλος wurde nicht mit „Knecht“, sondern mit Sklave übersetzt. Ein Knecht (Griechisch παις, z.B. in Lk 1,54 ua.) ist jemand der auf einem Bauernhof für Kost, Quartier und ein Taschengeld arbeitet, der aber frei ist, seinen Arbeitgeber zu wechseln. Ein Sklave aber gehört seinem Herrn. So wie wir Sklaven der Sünde waren, sind wir jetzt Sklaven Jesu Christi, wir gehören ihm, denn wir sind um einen hohen Preis erkauft. Konsequenterweise wurde auch das Wort δουλευω mit Sklave-sein bzw. mit sklaven übersetzt, um es von dem allgemeineren Ausdruck διακονεω bedienen zu unterscheiden.

 

Die Wortgruppe μαθητης und μαθητευω wurde nicht mit dem gängigen Begriff „Jünger“ und „Jünger machen“, sondern mit Schüler bzw. schulen übersetzt. Die Übersetzung „Jünger“ berücksichtigt zu wenig, dass das Wort von μανθανω (lernen bzw. unterrichtet werden) kommt. Dies kommt deutlich in den Worten Jesu zum Ausdruck: „Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Schüler (Joh 8,31), und weiters: „…und schult alle Nationen“ (Mt 28,19).

 

Das griechische περι-πατεω wurde nicht wie üblich mit dem alten Wort „wandeln“ übersetzt, sondern entweder in seiner eigentlichen Bedeutung umhergehen, oder in seiner bildlichen Bedeutung den-Lebenswandel-führen.

 

Mit dem deutschen Wort „arm“, werden in den meisten deutschen Übersetzungen drei verschiedene griechische Wörter gleich übersetzt:

πενης bedürftig, beschreibt jemanden der so arm ist, dass er sich durch seinen Tageslohn gerade noch ernähren kann.

πενι-χρος sehr bedürftig, offensichtlich noch ärmer als der Bedürftige, andererseits aber doch noch nicht so arm, dass er betteln muss. Er hat eigentlich gar nichts mehr für andere übrig, was die Tat der Witwe in Lk 21,2 noch beeindruckender macht.

πτωχος bettelarm, der Ausdruck beinhaltet äußerste Not, jemand der für seinen Lebensunterhalt auf die Almosen anderer angewiesen ist (vgl. Lk 19,8), weil er sonst betteln muss. Die Geldsammlungen für die Heiligen in Jerusalem waren für solch bettelarme Glaubensgeschwister (Gal 2,10)!

 

Besondere Beachtung verdient das Wort μονο-γενης, dass in manchen Übersetzungen mit „eingeborener“ wiedergegeben wird, was missverständlich ist. Ein Eingeborener ist nach heutigem Sprachverständnis ein Ureinwohner in abgelegenen Gebieten dieser Erde, was dem griechischen Ausdruck völlig fremd ist. Daher wurde dieses Wort mit einzigartig übersetzt. Die Übersetzung „einziggezeugt“ wäre nicht so exakt, denn dafür verwendet das Griechische eher das Wort μονο-γεννητος.  

 

Die Studienübersetzung will durch eine gewisse Verfremdung und durch neue Wortschöpfungen bewusst „anstößig“ sein, d.h. sie will zum vertieften Nachdenken und Nachprüfen anstoßen. Trotzdem will sie lesbar, ja sogar vorlesbar bleiben.

 

 

 

1. Der griechische Grundtext

 

Der für diese Übersetzung verwendete griechische Grundtext entspricht dem der Ausgabe von:

Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece, 26.Auflage, die ident ist mit „The Greek New Testament, Third Corrected Edition“.

Auch die alttestamentlichen Zitate samt Stellenangaben, und manche neutestamentlichen Parallelstellen wurden aus diesen Ausgaben übernommen.

 

 

2. Die für die Übersetzung und die Fußnoten verwendete Literatur

 

Es wird vorwiegend auf Sekundärliteratur verwiesen, dort findet man Angaben zu Primär-Quellen.

In den Fußnoten wird manchmal in runden Klammern auf die Literatur in der untenstehenden Liste hingewiesen. Dabei bezieht sich die erste Zahl auf das Werk, die zweite römische Zahl auf einen eventuellen Band und die dritte Zahl auf die Seite in diesem Werk.

z.B. bedeutet (10/IV/314):

10 = Kittel/Friedrich: Theologisches Wörterbuch zum NT

IV = Band IV

314 = Seite 314

oder (1,1256): Bauer-Aland: Wörterbuch zum Neuen Testament, Seite/Spalte 1256

oder (47,z.St.): Die Bibel; Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift; die Anmerkung zur betreffenden Bibelstelle.

 

1)   Bauer-Aland: Wörterbuch zum Neuen Testament, 6.Auflage, 1988

2)   Haubeck W., H.v.Siebenthal: Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen NT, 2007

3)   Griechisch-Deutsch Strong Lexikon; Sermon-online. (Download: www.sermon-online.de)   

4)   Deißmann A.: Bibelstudien. 1895

5)   Wigram G.V.: The Englishman´s Greek Concordance of the New Testament, 1979

6)   Interlinear Scripture Analyzer 2.0.8; Computer-Bibelprogramm

7)   Dietzfelbinger E.: Das Neue Testament, Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch, 1986

8)   Hainz J. [Hrsg]: Münchener Neues Testament, 2.Auflage, 1988

9)   Die Heilige Schrift, Elberfelder Übersetzung, CSV, 6.Auflage, 2013

10) Kittel/Friedrich: Theologisches Wörterbuch zum NT. 11 Bände, 1933-79

11) Coenen L. [Hrsg.]: Theologisches Begriffslexikon zum NT. 6.Aufl.; 2Bände, 1983

12) Burton E.: Syntax of the Moods and Tenses in NT Greek. 1894

13) Zerwick M.: Biblical Greek. 1963

14) Jeremias J.: Die Gleichnisse Jesu. 10.Auflage, 1984

15) Dalman G.: Arbeit und Sitte in Palästina, 8 Bände, 1927-1939

16) Deißmann A.: Neue Bibelstudien, 1895

17) Trench R.: Synonyms of the NT. 9.Aufl.; 1880 (reprint)

18) Turner N.: Grammatical Insights into the NT. 1965

19) Holtzmann H.J.: Die Pastoralbriefe, 1880

20) Godet F.: Kommentar zu dem Evangelium des Lukas, 1890

21) Robertson Nicoll W.: The Expositor's Greek Testament, Vol. I-V, 1988 (reprint)

22) Robertson A.T.: Word Pictures in the NT. Vol. I-VI, 1930

23) Berry G.R.: Dictionary of NT Greek Synonyms.

24) Slotty F.: Einführung ins Griechische. 5.Aufl., 1964

25) Godet F.: Kommentar zu dem Evangelium des Johannes, 1903 (Nachdruck 1987)

26) Godet F.: Kommentar zu dem Brief an die Römer, 1886

27) Metzger B.M.: A Textual Commentary on the Greek NT. (corrected Edition); 1975

28) Deißmann A.: Licht vom Osten, 4.Aufl., 1923

29) Frisk H.: Etymologisches Wörterbuch der griechischen Sprache. 1960-72

30) Krämer H.: Griechische Wortkunde. 2.Aufl.; 1975-78

31) Godet F.: Kommentar zu dem ersten Brief an die Korinther, 1886

32) Friberg B. & T.: Analytical Greek New Testament, 1981

33) Douglas J.D. [Hrsg.]: New Bible Dictionary. 2.Aufl.; 1982

34) Edersheim A.: The Life and Times of Jesus the Messiah. 3.Aufl.; 1886

35) Field F.: Notes on the Translation of the NT. 1899

36) Zahn Th.: Das Evangelium des Matthäus, 1905

37) Moulton/Milligan: The Vocabulary of the Greek Testament illustrated from the Papyri; 1930

38) Strack H.L./Billerbeck P.: Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, 4 Bände; 1922-

39) Langenscheidts Taschenwörterbuch: Deutsch-Altgriechisch; 1984

40) Ouweneel W.J.: Der Brief an die Galater; 1998

41) Moulton/Howard/Turner: A Grammar of NT Greek. 4 Bände. 1963-76

42) Rienecker F.: Lexikon zur Bibel. 2.Aufl.; 1973

43) Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch; 1985

44) Zerwick M./Grosvenor M.: A Grammatical Analysis of the Greek New Testament; 1988

45) Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words; 1985

46) Dalman G.: Orte und Wege Jesu; 1924

47) Die Bibel; Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift; 1986 (Zitat zur Bibelstelle)

48) MacDonald W.; Kommentar zum Neuen Testament; 1994

49) Willis G.C.: Sacrifices of Joy, being Meditations on Philippians; 1976

50) Ouweneel W.J., Das Buch der Offenbarung, 1995

51) Rossier H.: Die symbolische Sprache der Offenbarung, Neudruck 1982

52) Der kleine Pauly, Lexikon der Antike, 5 Bände, 1979

53) Ouweneel W.J.: Der Brief an die Hebräer, 1994

54) Vanheiden K.H.: Die Jesus-Chronik (NeÜ)-Evangelienharmonie, 2007

55) Reike B.: Rost L.: Biblisch-Historisches Handwörterbuch, 1962-1979

56) Prellwitz W.: Etymologisches Wörterbuch der griechischen Sprache. 1905

57) Passow F.: Handwörterbuch der Griechischen Sprache, 2 Bände, 1852

58) Schwaiger A.: Geschichte und Gott, 2015

59) Gute Nachricht für Teens, Sacherklärungen (Zitat zur entsprechenden Bibelstelle)

60) Archer G. L.: Schwer zu verstehen? 1982 (Deutsch 2005)

61) Walvoord J.F.: Kommentar zur Bibel, 5 Bände

62) Zahn Th.: Das Evangelium des Johannes, 3+4. Aufl., 1912

63) Liddel-Scott: A Greek-Englisch Lexicon (New edition), 1925-1940

64) Geisler N.L./Howe Th.: Antworten auf schwierige Fragen, 1992 (Deutsch 2018)

65) Keener C.S.: Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments, 3 Bände, 1993

66) Zahn Th.: Die Offenbarung des Johannes, 1924

67) Ewald P.: Die Briefe des Paulus an die Epheser, Kolosser und Philemon; 1905

68) Ramsay W.M.: The Letters to the Seven Churches of Asia. 1904

69) Zahn Th.: Der Brief des Paulus an die Galater. 1922

70) Ewald P.: Der Brief des Paulus an die Philipper. 1917

71) Wohlenberg G.: Der erste und zweite Thessalonicherbrief, 1903

72) Wohlenberg G.: Die Pastoralbriefe, 1911

73) Bachmann Ph.: Der erste Brief des Paulus an die Korinther, 1910

74) Bachmann Ph.: Der zweite Brief des Paulus an die Korinther, 1918

75) Wohlenberg G.: Das Evangelium des Markus, 1910

76) Zahn Th.: Das Evangelium des Lukas, 1913

77) Zahn Th.: Die Apostelgeschichte des Lukas, 1919

78) Zahn Th.: Der Brief des Paulus an die Römer. 1910

79) Riggenbach E.: Der Brief an die Hebräer, 1913

80) Hauck Fr.: Der Brief des Jakobus, 1926

81) Wohlenberg G.: Der erste und zweite Petrusbrief und der Judasbrief, 1923

82) Woodrow R.: Die Römische Kirche, Mysterien-Religion aus Babylon, 1992

NeÜ) Vanheiden K.H.: Neue evangelistische Übersetzung (Zitat zur entsprechenden Bibelstelle)

 

Nachweise für Quellenangaben aus dem Internet:

Int.1) https://de.euronews.com/2018/06/01/3000-schweden-haben-mikrochips-unter-der-haut

Int.2) https://de.wikipedia.org/wiki/Holografie

         https://magic-holo.com/was-ist-ein-3d-hologramm/

Int.3) https://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Tor_%28Jerusalem%29

Int.4) https://www.n-tv.de/panorama/Heikle-Vision-article375870.html

 

 

3. Die im Bibeltext verwendeten Kennzeichnungen 

 

ñ Kursivdruck  weist darauf hin, dass ein Wort oder ein Wortteil nicht konkordant übersetzt wurde, sondern abweichend von seiner gewöhnlichen Hauptbedeutung(en), oder, dass eine griechische Zeitform in der deutschen Übersetzung anders wiedergegeben wurde. Es soll dazu ermutigen, sich durch Nachlagen in einem Wörterbuch oder einer Grammatik sich sein eigenes Urteil zu bilden. In den Fußnoten weist der Kursivdruck auf die Betonung des betreffenden Wortes hin.

 

ñ Fettdruck   weist auf eine mehr oder weniger starke Betonung des Wortes im Griechischen hin. Bei Pronomen, wenn sie noch extra stehen, obwohl sie bereits im Verb inkludiert wären. Weiters bei Wörtern, die entgegen der üblichen Wortstellung betont vorgezogen, oder an den Anfang oder ans Ende des Satzes gestellt werden. In den Fußnoten weist der Fettdruck auf eine stärkere Betonung des betreffenden Wortes hin.

 

ñ Kleindruck   weist auf Hinzufügungen bei einem Wort hin, die aus sprachlichen oder sachlichen Gründen notwendig erschienen, die aber keine Entsprechung im griechischen Grundtext haben. Zum Beispiel ist die Grundbedeutung des Wortes κρατεω halten, der Kontext fordert aber an manchen Stellen (z.B. in Mt 26,48) die Übersetzung festhalten. Weitere Beispiele: Apg 28,7: eigentlich steht im Griechischen der Artikel der..., aber der Zusammenhang fordert dieser...; oder Apg 28,8: der Singular bedeutet Fieber, der Plural aber meint Fieberschübe; oder Apg 28,8: die Grundbedeutung ist daliegen, der Zusammenhang fordert aber daniederliegen. Der Benützer muss sich sein eigenes Urteil bilden, ob die Hinzufügungen berechtigt sind.

 

ñ (Kleindruck in Klammern)  weist auf Hinzufügungen einzelner Wörter hin die aus grammatischen Gründen notwendig sind (vgl. 2,1407f). Oder es handelt sich um Hinzufügungen, die aus sprachlichen oder sachlichen Gründen notwendig erschienen, die aber keine Entsprechung im griechischen Grundtext haben und daher in Klammern im Kleindruck gesetzt werden. Sie helfen die Lesbarkeit des Textes zu erhöhen. Manchmal sind sie zusätzlich noch mit einem Fragezeichen versehen, was auf größere Unsicherheit hinweist. Bei den Partizipien geben diese Hinzufügungen die adverbielle Sinnrichtung an, beim Präsens oder Imperfekt den durativen, iterativen oder konativen Aspekt. Der Benützer muss sich sein eigenes Urteil bilden, ob die Hinzufügungen berechtigt sind.

 

ñ Wort-Wort   Ein Bindestrich ohne Leerzeichen zwischen Wörtern bedeutet, dass im griechischen Grundtext hier nur ein Wort steht. Diese Kennzeichnung konnte aber leider nicht immer eingehalten werden, ohne den deutschen Wortlaut zu sehr zu entstellen. Das Personalpronomen und der dazugehörige Verbinhalt mussten aus Gründen der Lesbarkeit in der Übersetzung öfters voneinander getrennt werden.

 

ñ 1  2  3  usw.   Hochzahlen hinter einem Wort im Bibeltext verweisen auf die Fußnoten am Ende jedes Kapitels. Sie geben Zitate aus dem AT an, Querverweise auf ähnliche Stellen im NT, sie enthalten abweichende Lesarten, andere Übersetzungsmöglichkeiten, sowie grammatische, sachliche, exegetische, kulturelle, geschichtliche oder erbaulich-ermahnende Anmerkungen. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, diese Hintergrundinformationen aus der neueren Fachliteratur, in die Fußnoten einzubauen, denn mit diesen Hintergründen waren die zeitgenössischen Hörer und Leser des NT bestens vertraut. Dem modernen Leser sind diese Sitten und geschichtlichen Hintergründe aber größtenteils fremd. Daher hilft ein Wissen darüber, sich in die Hörer und Leser der damaligen Zeit hineinzuversetzen und den Text des Neuen Testaments besser zu verstehen. Die Anmerkungen verpflichten sich der historisch-grammatischen Exegese, d.h. es soll verdeutlicht werden, was der Verfasser den damaligen Zuhörern mit ihrem sprachlichen, historischen und kulturellen Hintergrund sagen wollte. Eine allegorische Exegese wird der Benützer nur dort finden, wo der Verfasser sie offensichtlich wollte. Die Hochzahlen für die Fußnoten im Text sind nicht fortlaufend nummeriert, da bei Updates immer wieder neue Fußnoten hinzugefügt werden. Oft wird in den Fußnoten auf die benützte Fachliteratur hingewiesen (siehe obige Liste), und dort kann Genaueres nachgeschlagen werden.

 

ñ "…."  Zwischen Anführungszeichen stehen Zitate aus dem AT. Die Abkürzung LXX in der Fußnote weist dabei auf wörtliche Zitate aus der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des hebräischen Masoretentextes hin. Beachten sie dabei, dass die LXX manchmal eine andere Verszählung hat als der hebräische Masoretentext!

 

ñ - …. -  Gedankenstriche grenzen Parenthesen (Einschübe) ein und dienen nur zur Gliederung des Textes. Sie finden sich nicht im Grundtext. Der Benützer muss sich sein eigenes Urteil bilden, ob die Hinzufügungen berechtigt sind.

 

ñ °   Ein hochgestellter Kreis hinter einem Wort zeigt den punktuellen Aspekt beim Partizip Aorist, oder einen ausgeprägten ingressiven oder effektiven Aorist an. Der konstatierend-komplexive Indikativ Aorist wird mit dem deutschen Imperfekt übersetzt und bleibt meist unmarkiert. Ebenso meist unmarkiert, bleiben der Aorist des Infinitivs, Imperativs, Konjunktivs und Optativs. Der Indikativ Aorist ist im Griechischen die "normale" Zeitform, besonders in Erzählungen, z.B. er-nahm. Das Partizip Aorist wird manchmal gleichzeitig zum Hauptzeitwort übersetzt z.B. nehmend° (besonders wenn auch das übergeordnete Hauptzeitwort im Aorist steht), oft aber wird es vorzeitig zum übergeordneten Hauptzeitwort übersetzt, z.B.: genommen-habend°, und zur Unterscheidung vom Partizip Präsens mit ° markiert, während das Partizip Präsens meist unmarkiert bleibt.

 

ñ ~   Eine hochgestellte Wellenlinie hinter einem Wort gibt den durativen Aspekt beim Indikativ Imperfekt, Infinitiv Präsens, Konjunktiv Präsens, Optativ Präsens oder Imperativ Präsens an. Der Indikativ Präsens wird normalerweise mit dem deutschen Präsens wiedergegeben und bleibt daher meist unmarkiert, z.B. er-nimmt. Meist ebenso unmarkiert bleibt das Partizip Präsens, das gewöhnlich gleichzeitig zum übergeordneten Hauptzeitwort übersetzt wird, z.B. nehmend. Der Imperativ Präsens, Konjunktiv Präsens, Infinitiv Präsens und der Indikativ Imperfekt werden mit ~ markiert. z.B.: nimm~; er-nehme~; zu-nehmen~; er-nahm~

 

ñ *   Ein hochgestellter Asterix hinter einem Wort gibt den resultativen Aspekt beim Indikativ Perfekt, Partizip Perfekt, Infinitiv Perfekt, Imperativ Perfekt oder Konjunktiv Perfekt an. Der Indikativ Perfekt wird normalerweise mit dem deutschen Perfekt wiedergeben, z.B.:  er-hat-genommen*

 

ñ ^   Ein hochgestelltes ^ hinter einem Wort gibt den resultativen Aspekt in der Vergangenheit beim Indikativ Plusquamperfekt an, z.B.: er-hatte-genommen^

Für eine Einführung in die griechische Grammatik siehe die Werke im Literaturverzeichnis. Zu den Markierungen ist im Allgemeinen zu sagen: Die Gegenwart (Ind.Präs. und Ptz.Präs.), die einfache Vergangenheit (Ind.Aor.) und die Zukunftsform, bleiben meist unmarkiert, da sie aus der deutschen Übersetzung ohnehin ersichtlich sind. In den anderen Modi (Konj., Imp., Opt., Ptz. und Inf.) wird der durative Aspekt mit ~ markiert. Der punktuelle Aspekt beim Ptz.Aor. wird zur Unterscheidung vom Ptz.Präs. mit ° markiert. Der Aorist des Konj., Imp., Opt. und Inf. bleibt meist unmarkiert.

 

ñ    Dieses Hochzeichen nach einem Wort weist auf synonyme Wortbedeutungen hin, die miteinander zu vergleichen sind, oder auf Wortbedeutungen, die sich nicht mit einem einzigen deutschen Wort wiedergeben lassen und deswegen in der Fachliteratur nachgeschlagen werden sollten. Dies gilt auch ohne Hochzeichen für andere Begriffe, die einer weitergehenden Erklärung bedürfen, sowie weiters für Maße, Gewichte, Personen, Orte und Sachbegriffe. Diese Wörter können in den einschlägigen theologischen Bibel-Lexika, Kommentaren oder mittels ihrer Strong-Nummer auch im „Griechisch-Deutsch Strong Lexikon“ nachgeschlagen werden. Erklärungen zu den Synonymen finden sich im „Griechisch-Deutsch Strong Lexikon“ unter der jeweiligen Strong-Nummer 5801 – 6020.

 

ñ ´….`    ´´….``   Zwischen diesen Zeichen stehen andere bzw. unsichere Lesarten (´...`) oder vermeintliche spätere Hinzufügungen (´´...``). Durch Nachschlagen bei: Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece, 26.Auflage, die ident ist mit „The Greek New Testament, Third Corrected Edition“ und dem Lesarten-Kommentar von: Metzger B.M.: „A Textual Commentary on the Greek New Testament“, kann sich jeder sein eigenes Urteil über die Zuverlässigkeit und Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Lesarten bilden.

 

 

4. Kurze Zusammenfassung der griechischen Grammatik des Artikels und des Verbs

(Für eine genauere Einführung in die griechische Grammatik siehe die Werke im Literaturverzeichnis).

 

4.1. Der Artikel

 

Der Artikel wird im Griechisch des Neuen Testaments anders verwendet als im Deutschen. Manchmal hat er einen demonstrativen (d.h. hinweisenden) Charakter. Daher wurde dem Gebrauch des Artikels im Griechischen meist gefolgt, auch wenn dies im Deutschen dann ungewohnt klingt, besonders vor Namen, z.B. der Christus. Vor Eigennamen ist der Artikel jedoch meist, aber nicht immer, weggelassen worden, sowohl bei Personen wie auch bei Städten und Inseln. Nicht jedoch bei geographischen Ortsbezeichnungen die eine bestimmte Gegend, Landschaft oder Provinz bezeichnen, z.B. die (Landschaft) Galiläa, die (Provinz) Syria, usw. Ebenso wird der Artikel weggelassen bei bei präpositionalen Substantiven und bei Substantiven, denen ein Genitiv folgt. Generell kann man sagen, dass für die Exegese der Gebrauch des Artikels bei abstrakten Substantiven Beachtung verdient (z.B. die Gnade; Eph 2,8), währendessen bei konkreten Substantiven das Fehlen des Artikels Beachtung verdient (z.B. durch Predigt; Tit 1,3). Zum besonderen Gebrauch des Artikels siehe Zerwick (13,53-62). 

 

 

4.2. Übersicht über die Bedeutung der Modi

 

Der Indikativ

Im Indikativ möchte der Sprecher oder Schreiber etwas als wahre Tatsache darstellen. Diese Darstellung kann objektiv wahr, aber auch falsch sein. z.B.:

Im Anfang war das Wort. (Joh 1,1) - eine wahre Aussage

...dieser treibt-aus die Dämonen …. durch den Beelzebul. (Mt 12,24) - eine falsche Aussage

...mir ist-sie-übergeben.... (Lk 4,6) - eine Halbwahrheit

 

Der Konjunktiv

Im Konjunktiv möchte der Sprecher oder Schreiber etwas Mögliches, Überlegenswertes oder Wahrscheinliches ausdrücken. Er erwartet zwar die Erfüllung, aber sie ist noch nicht eingetroffen. z.B.:

...lasst-uns-ablegen... (Röm 13,12)

...sollen-wir-zahlen? (Mk 12,14)

...keinesfalls aber werden-vergehen meine Worte (Mt 24,35)

 

Der Optativ

Im Optativ möchte der Sprecher oder Schreiber einen Wunsch ausdrücken. Ob dieser erfüllt wird oder eintrifft bleibt aber offen. z.B.:

Der Herr aber möge richten... (2Thes 3,5)

...ob er vielleicht sei der Gesalbte? (Lk 4,15)

 

Der Imperativ

Mit dem Imperativ drückt der Sprecher oder Schreiber eine dringende Bitte, ein ernstes Begehren oder einen mehr oder weniger strengen Befehl aus. Verneint wird ein Verbot ausgesprochen, z.B.:

Liebet eure Feinde. (Mt 5,44)

Bewahre sie in deinem Namen. (Joh 17,11)

Kommt-her und seht die Stelle. (Mt 28,6)

oder mit Verneinung, ein Verbot; z.B.:

Fürchte-dich nicht. (Joh 12,15)

 

Der Infinitiv

Der Infinitiv ist ein verbales Substantiv (13,100). Der Sprecher oder Schreiber möchte eine Absicht, einen Grund, einen Zweck oder ein Ziel ausdrücken. Zusätzlich kann mit dem Infinitiv noch eine Aspekt-Bedeutung (durativ, punktuell oder resultativ) ausgedrückt werden.  z.B.:

...sind gekommen, ihm zu-huldigen (Mt 2,2)

...deswegen, weil es keine Wurzeln hatte (Mt 13,6)

...damit ihr prüfen-könnt... (Röm 12,2)

 

Wenn der Infinitiv einen Artikel hat, kann damit der Verbinhalt zu einem Substantiv mit Aspektbedeutung gemacht werden. z.B.:

Denn das Wollen ist bei mir vorhanden (Röm 7,18).

 

Das Partizip

Das Partizip ist ein verbales Adjektiv, verbunden mit einem Substantiv (13,100). Mit dem Partizip kann der Sprecher oder Schreiber einen Verbinhalt zu einer Eigenschaft mit Aspektbedeutung machen, z.B.:

O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht. (Lk 9,41)

Mit Artikel kann diese Eigenschaft dann noch zu einem Substantiv gemacht werden: z.B.:

Als aber die Hüter das Geschehene sahen, flohen sie. (Lk 8,34)

Zusätzlich kann mit dem Partizip noch eine durative, punktuelle oder resultative Aspektbedeutung ausgedrückt werden. Manchmal steht das Partizip bei Paulus und Petrus anstelle eines Imperativs (z.B. Röm 12,9.16; 1Pet 2,12; 3,1.7.9 ua.).

 

 

4.3. Übersicht über die Aspekt-Bedeutungen beim griechischen Verb

 

Der Zeitpunkt einer Handlung wird im Griechischen nur im Indikativ (außer beim Futur) ausgedrückt, nämlich:

Die Gegenwart beim Indikativ Präsens (und beim präsentischen Perfekt).

Die Vergangenheit beim Indikativ Aorist, beim Indikativ Imperfekt beim Indikativ Perfekt und beim Indikativ Plusquamperfekt.

Die Zukunft beim Indikativ Futur, Imperativ Futur, Konjunktiv Futur, Infinitiv Futur und Partizip Futur.

Ein relatives Zeitverhältnis zum übergeordneten Zeitwort beim Partizip oder beim Infinitiv kann nur vom Kontext erschlossen werden, d.h. Vorzeitigkeit, Gleichzeitigkeit oder Nachzeitigkeit zum übergeordneten Zeitwort.

Im Wesentlichen drückt die Zeitform aber den Aspekt aus, d.h. die Art und Weise, wie eine Handlung abläuft bzw. ablaufen soll:

 

a) Durativer Aspekt: eine andauernde Handlung die noch nicht abgeschlossen ist. (Markierung im Text: ~ )

 

linear - eine noch im Verlauf befindliche Handlung:

Jesus aber liebte~ (beständig) die Martha und ihre Schwester und den Lazarus. (Joh 11,5)

 

iterativ - eine wiederholte Handlung:

Es war aber eine Witwe in jener Stadt; und sie-kam~ (immer wieder) zu ihm und sprach: … (Luk 18,3)

 

konativ - beim Ind.Impf. der meist wiederholte Versuch eine Handlung durchzuführen die aber nicht zum

Abschluss kommt:   ...die Versammlung Gottes über die Maße verfolgte und (versuchte) sie zu-zerstören~.

(Gal 1,13)

 

deskriptiv (beschreibend):  beim Ind.Impf. die Art und Weise einer gewohnheitsmäßigen Handlung in der

Vergangenheit

 

 

 

b) Punktueller Aspekt: (Markierung im Text: ° )

 

konstatierend-komplexiv - eine (eventuell auch länger andauernde) Handlung wird auf einen Punkt zusammengefasst und genannt:

Wie oft wollte ich deine Kinder versammeln°. (Mt 23,37)

 

Ingressiv - der Anfangspunkt eines Zustands wird ins Auge gefasst:

Etliche Männer aber ... wurden-gläubig°. (Apg 17,34)

 

Effektiv - der Endpunkt eines länger andauernden Geschehens wird ins Auge gefasst:

Der Hauptmann aber,..., hinderte° sie (letztendlich) an ihrem Vorhaben.  (Apg 27,43)

 

 

c) Resultativer Aspekt:  (Markierung im Text: Perfekt * / Plusquamperfekt ^ )

 

Drückt einen erreichten Zustand als Ergebnis eines vorangegangenen Geschehens aus:

... und dass er-auferweckt-worden-ist* am dritten Tage (und seitdem lebt).  (1Kor 15,4)

Weitere bedeutsame Perfekte: Joh 19,30; Apg 5,28

 

Manchmal drückt das Perfekt nur einen Zustand in der Gegenwart aus:

Wir-haben* aber im Herrn das Vertrauen zu euch, dass ihr … (2Thes 3,4)

 

 

4.4. Übersicht über die Beziehung zwischen Zeitstufe und Aspekt beim Indikativ

                                              

                                      resultativ                 Normalform                     durativ

                                                                             (linear, iterativ, konativ)

                                                                                 

Zeitstufe: Gegenwart:          ειμι + Part.Perf.                     Ind.Präs.                      (ειμι +) Part.Präs.         

 

 

Zeitstufe: Vergangenheit:        Ind.Perf.                             Ind.Aor.                                      Ind.Impf.

                                                                                                                                oder stärker:

                                                                                                                       Ind.Impf. von ειμι + Part.Präs.

 

Zeitstufe: Vorvergangenheit:   Ind.Plpf.                                                               

 

 

 

4.5. Übersicht über die Aspekte beim Imperativ

 

Der Imperativ Aorist ist punktuell: ein konkreter Befehl oder Verbot                                              

                                                   

Befehl:  Imp.Aor.                        

 

a) Normalform, eine Handlung zu tun: Mt 6,11; 1Pet 2,17b;  in Gebeten: Mt 6,12

b) manchmal ingressiv: Aufforderung mit einer Handlung zu beginnen: Röm 6,13

    manchmal effektiv: Aufforderung eine Handlung zu Ende zu führen: Lk 8,50; Jak 5,7

   

Verbot: μη + Imp.Aor. / Konj.Aor.                  

 

a) Normalform, eine Handlung nicht zu tun: 1Tim 5,1

b) bei kategorischen (Mt 7,6; Heb 10,35) oder ultimativen Verboten: Mt 6,34

c) μη + Konj.Aor.: absolutes Verbot einer zukünftigen Handlung: Mt 10,26

 

 

Das Imperativ Präsens ist durativ: ein allgemeiner Befehl oder Verbot

 

Befehl:  Imp.Präs.

 

a) Aufforderung mit einer bereits begonnen Handlung weiterzumachen: Mk 5,36

b) Aufforderung eine (noch nicht begonnene) Handlung ständig (1Pet 2,17b) oder wiederholt (Lk 11,3) zu    

    tun: Lk 11,9; Eph 4,28; Lk 22,40

 

Verbot: μη + Imp.Präs.

 

a) Aufforderung mit einer bereits begonnen Handlung aufzuhören: Mk 9,39; Offb 5,4.5; („Fürchtet

    euch nicht mehr weiter...“)

b) Aufforderung eine Handlung prinzipiell, nicht ständig, nicht gewohnheitsmäßig (Mt 6,25) oder (in

    Zukunft) nicht wiederholt (Mk 13,11) zu tun: Röm 6,13

 

 

4.6. Übersicht über die Konditionalsätze

 

a) Der Realis (besser: Undefinierter Fall):  Im „Wenn-Satz“ ει + Indikativ (Tempus aspektbedingt), im

    Nachsatz mit beliebigem Modus und aspektbedingtem Tempus

 

    Die Bedingung im „Wenn-Satz“ wird vom Sprecher subjektiv als wahr angenommen (kann aber auch

    falsch sein). Die Schlussfolgerung wird als eine logische, notwendige und unweigerliche Folge gesehen.

    „Wenn du das tust (was ich zu Recht oder Unrecht annehme), dann hilfst du uns“.

 

b) Der Irrealis:  Im „Wenn-Satz“ ει + Indikativ Imperfekt/Aorist, im Nachsatz mit Indikativ

    Imperfekt/Aorist + αν

 

    Die Bedingung im „Wenn-Satz“ wird vom Sprecher als unwahr angenommen.

    Die Schlussfolgerung wäre zwar eine logische und notwendige Folge, da die Bedingung aber nicht

    wahr ist, ist auch die Schlussfolgerung falsch. 

·      ει + Indikativ Imperfekt: „Wenn du dies tätest (was aber nicht der Fall ist), dann würdest du uns

     helfen (aber da du es nicht tust, hilfst du uns auch nicht)“.

·      ει + Indikativ Aorist: „Wenn du dies getan hättest (was aber nicht der Fall war), dann hättest du uns

     geholfen“.

 

 

c) Der Eventualis (Normalfall):  Im „Wenn-Satz“ εαν + Konjunktiv (Tempus aspektbedingt), im Nachsatz

    mit beliebigem Modus und aspektbedingtem Tempus

 

    Die Bedingung im „Wenn-Satz“ wird vom Sprecher als möglich oder wahrscheinlich angenommen.

    Die Schlussfolgerung wird als eine logische und notwendige Folge gesehen.

    „Falls du das tust (womit man rechnen kann), dann wirst du uns helfen“.

 

d) Der Potentialis:  Im „Wenn-Satz“ ει + Optativ (Tempus aspektbedingt), im Nachsatz mit Optativ + αν

 

    Die Bedingung im „Wenn-Satz“ wird vom Sprecher als denkbar oder wünschenswert

    hingestellt. Die Schlussfolgerung wird als wünschenswerte Möglichkeit angesehen.

    „Falls du dies tätest (was ich mir wünschen würde), dann würdest du uns helfen“.

 

 

 

5. Abkürzungsverzeichnis

 

abs.          absolut, d.h. ein objektloser Gebrauch eines transitiven Zeitwortes oder Adjektivs.

adj.           Adjektiv, adjektivisch

adv.          Adverb, adverbial

Akk.         Akkusativ

allg.          allgemein

and.          Andere

Anm.        Anmerkung, bezieht sich meist auf die Fußnoten am Ende eines Kapitels.

Art.           Artikel

attr.           Attribut, attributiv 

AT                        Altes Testament

Bdtg.        Bedeutung

Bsp.          Beispiel

bzw.         beziehungsweise

Dat.          Dativ

d.h.           das heißt

d.i.                       das ist

dur.           durativer Aspekt

effekt.       effektiver Aspekt

eigtl.         eigentlich

entw.        entweder

event.       eventuell

f., ff.         folgender (Vers), folgende (Verse)

fem.          feminin

fin.           final

flgd.         folgend

Fut.           Futur, futurisch

Gen.epex.            Genitiv epexegetic

Gen.hebr. „Hebräischer“ Genitiv, von semitischem Einfluss   

Gen.obj.   Genitiv objektivus

Gen.subj.  Genitiv subjektivus

Gen.qual. Genitiv qualitatis

Gen.poss. Genitiv possesiv         

Ggs.         Gegensatz

griech.      Griechisch

hebr.         Hebräisch

HSS.         Handschriften

Imp.         Imperativ (Befehlsform)

imper.       imperativisch, z.B. beim Partizip

Ind.          Indikativ (Wirklichkeitsform)

Inf.           Infinitiv (Nennform)

ingr.          ingressiver Aspekt

Int.           Internet Quellenangabe in den Fußnoten;

                 mit 1, 2, 3 usw. (z.B. (Int.1)

intr.           intransitiv

instr.         Instrumentalis

iter.           iterativer Aspekt

jmd.          jemand, -en, -dem, -es

Kap.         Kapitel

kaus.        kausal (begründend, verursachend)

kond.        konditional (bedingend)

Konj.        Konjunktiv (Möglichkeitsform)

kons.        konsekutiv (einräumend)

lat.                        lateinisch

lin.            linearer Aspekt

LXX         Septuaginta, die griechische Übersetzung des hebr. Masoretentextes

MT           hebräischer Masoretentext des AT

mask.       maskulin

Med.         Medium

milit. t.t.    militärischer Fachausdruck

mod.         modal (auf welche Art und Weise)

näml.        nämlich

NT            Neues Testament

naut. t.t.    nautischer terminus technicus; ein Fachwort der Seefahrersprache

neut.         neuter

od.                       oder

o.a.           oder andere

Opt.          Optativ (Wunschform)

Ptz.           Partizip

Pass.         Passiv

Perf.         Perfekt

Plpf.         Plusquamperfekt

Pl.             Plural (Mehrzahl)

Präd.         Prädikat

präd.         prädikativ

Präs.         Präsens (Gegenwart)

präs.         präsentisch

Ptz.           Partizip (Mittelwort)

rabb.         rabbinisch, rabbinische Literatur

röm.         römisch

s.              siehe

S.              Seite

s.a.           siehe auch

Sg.            Singular (Einzahl)

Subst.       Substantiv

subst.        substantivisch

t.t.             terminus technicus (Fachbegriff)

tr.              transitiv

u.              und

u.a.           und andere

u.v.a.        und viele andere

u.ö.           und öfter

übertr.       übertragen

V.             Vers

vgl.           vergleiche

viell.         Vielleicht

Vok.         Vokativ

w.             wörtlich

z.St.          zur Stelle; damit sind Literaturhinweise auf Anmerkungen in Bibelübersetzungen oder                                    Kommentaren gemeint. z.B.: (47,z.St.) bedeutet Zitat aus einer Anmerkung in: Die Bibel;                   Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift; und zwar die Anmerkung zur betreffenden                                      Bibelstelle oder die Übersetzung der betreffenden Bibelstelle.

z.T.           zum Teil

/                oder

 

 

6. Zeittafel zum Umfeld des Neuen Testaments:

(zusammengestellt nach: 33,199+890ff; 40,8ff; 21,III,193ff; 47,1441ff. Manche setzen den Zeitpunkt von der Bekehrung des Paulus 1-2 Jahre später an, siehe: 33,199).

 

44 v.Chr.: mit der Ermordung von Julius Cäsar endete das 1.Triumvirat.

40 - 4 v.Chr.: Herodes der Große, ein Sohn des Antipatros von Idumäa und der arabischen Scheichstochter Kypros (also kein Jude), geboren 73 v.Chr., war "König der Juden" von Roms Gnaden und mit großer Autorität ausgestattet. Eingesetzt durch den römischen Senat auf Vorschlag von Antonius und mit Zustimmung von Oktavianus, regierte er von 40-4 v.Chr. über Judäa, Galiläa, Samaria, Idumäa und Peräa. Er hatte die Steuerhoheit in Palästina und förderte als Freund und Verbündeter Roms den Kaiserkult. Geschickt überwand er die Opposition, die ihm durch die Juden in Palästina entgegentrat. Er war tapfer und kriegserprobt, aber auch sehr misstrauisch und grausam, dazu was führte, dass er die gesamte Hasmonäische Familie ausrottete. Ebenso alle Juden die seiner Regierung Widerstand leisteten. Sogar seine geliebte Frau Mariammne und die beiden Söhne, die sie ihm geboren hatte, ließ er umbringen. Im Jahr 19 v.Chr. begann er das Heiligtum zu renovieren und zu vergrößern, was ihm allerdings auch nicht die Sympathien der Juden einbrachte, da er für sie ein Edomit war und blieb. Im Jahr 6 v.Chr. ging er mit aller Härte gegen die Pharisäerpartei vor, weil sie verkündeten, dass mit der Geburt des Messias seine Herrschaft enden würde. Das war in etwa auch die Zeit, in der der Kindermord in Bethlehem geschah. Obwohl er äußerlich die jüdische Religion praktizierte baute er trotzdem auch heidnische Tempel in anderen Ländern. Grässliche Krankheiten im Alter zwangen ihn das Nachfolgeproblem zu lösen. Seine sechs Söhne aus vier Ehen eiferten um die Nachfolge, was von ihm durch willkürliche Hinrichtungen grausamster Art beantwortet wurde. Kurz vor seinem Tod ließ er die angesehensten judäischen Männer im Hippodrom von Jericho mit der Absicht einschließen, sie kurz vor seinem Tod ermorden zu lassen, damit bei seinem Begräbniss ein großes Klagegeschrei in Judäa sei, das bei seinem alleinigen Tod sonst wohl ausgeblieben wäre. Er starb qualvoll im 37. Jahr seiner Regierung im Alter von 70 Jahren. Mit dem Einverständnis von Kaiser Augustus hatte er sein Reich in drei Teilen an seine Söhne Archeläus, Antipas und Philipp vermacht. Sein Herrschaftsgebiet erreichte in etwa die Größe des Reiches unter König David (33,479f; 34,I,218; 2,5f; 52,II,1090f; 58,250f).

30 v.Chr.: Eroberung Alexandrias durch Oktavian (dem späteren Kaiser Augustus). Mit dem Selbstmord von Antonius und Kleopatra endete das 2.Triumvirat.

31 v.Chr. - 14 n.Chr.: Caesar Octavianus Augustus, - er wurde von Cäsar als Nachfolger adoptiert und ist nach dem Ende des 2.Triumvirats als Alleinherrscher hervorgegangen. Er war damit der erste römische Kaiser (Imperator auf Lebenszeit). Kaiser Augustus leitete mit seiner Alleinherrschaft die Beendigung der Bürgerkriege ein und schuf das Goldene Zeitalter des "pax romana augustae". Er wurde als "Weltheiland" gefeiert, sicherte die Ernährung Roms und baute Tempel und Theater zur Volksbelustigung. Geschenke und Speisungen an die Bevölkerung machten ihn beliebt und hielten die Bevölkerung ruhig. Das römische Heer wandelte er in ein stehendes Berufsheer um, das eine wichtige Grundlage seiner Macht war und um die Prätorianergarde ergänzt wurde, die zu seinem persönlichen Schutz diente. Er regierte 57 Jahre lang und wurde schon zu Lebzeiten vergöttlicht, was er allerdings belächelte.

8 v.Chr.: Publius Sulpicius Quirinius, war römischer Feldherr und Konsul und wurde von Kaiser Augustus wegen seiner militärischen Erfolge sehr gefördert. Er war Prokonsul von Kreta und anschließend 12-7 v.Chr. Prokurator von Galatia. Er bekleidete danach noch bis 16 n.Chr. als kaiserlicher Legat verschiedene hohe Ämter im orientalischen Teil des römischen Imperiums, in denen er sehr erfolgreich agierte. Als der eher glücklose Quintilius Varus von 6 v.Chr. - 4 n.Chr. Prokurator der Provinz Syro-Zilizien war, wurde Quirinius von Kaiser Augustus nach Palästina gesandt, um dort eine lokale Ersterfassung für eine Steuereinschreibung durchzuführen, die Joseph und Maria veranlasste nach Bethlehem zu ziehen. Diese Steuererfassung begann zuerst 8 v.Chr. in Ägypten und Syrien, und erreichte dann 7 v.Chr. das Gebiet Israels. Ab 4 v.Chr. war Quirinius Legat in der Provinz Syro-Zilizien und im Jahr 3 v.Chr. Prokonsul der Provinz Asia. Nach der Verbannung des Herodes Archeläus wurde er von 6-9 n.Chr. kaiserlicher Prokurator der Provinz Syro-Zilizien. In dieser Funktion führte er im Auftrag des Kaisers Augustus in Judäa und Samaria eine zweite Steuereinschreibung durch, die darüber hinaus auch das ganze römische Reich erfasste. Sie wird in Apg 5,37 erwähnt und hätte keinen Ortswechsel des Joseph benötigt. Da sie aber einen Aufstand provozierte blieb sie beim Volk in lebhafter Erinnerung, und könnte deshalb von Lukas erwähnt worden sein. Quirinius starb kinderlos (vgl. 52,V,427; 20,85ff.; 60,470; 64,509ff.).

8/7 v.Chr.: Geburt von Johannes dem Täufer und von Jesus von Nazareth.

6 - 4 v.Chr.: Quintilius Varus, Prokurator der Provinz Syro-Zilizien.

4 v.Chr. - 6 n.Chr: Herodes Archeläus, ein Sohn von Herodes dem Großen und Malthake, einer Samariterin, geb. ca. 23 v.Chr. Er führte zwar offiziell nicht den Königstitel, wurde aber volkstümlich König genannt. Erzogen wurde er mit seinem Bruder Antipas in Rom. Nach dem Tod seines Vaters im Herbst 4 v.Chr., wurde er laut Testament Regent von ganz Süd-Palästina (nachdem er vorher die Bestätigung in Rom eingeholt hatte), jedoch ohne, dass er den Königstitel annahm. Augustus machte ihn zum Ethnarchen von Judäa, Idumäa und Samaria. Von allen Söhnen Herodes des Großen hatte Archeläus den schlechtesten Ruf und übertraf seinen Vater noch an Grausamkeit und Willkür. Schon kurz nach seinem Regierungsantritt schlug er eine jüdische Revolte nieder und schlachtete an die 3000 Juden im Tempelvorhof. Außerdem verletzte er jüdische Gefühle, als er Glaphyra, die Witwe seines Halbbruders Alexander heiratete, was nach Lev 18,16 verboten war. Er setzte die pompöse Bautätigkeit seines Vaters fort. Seine grausame Regierungsart (vgl. Mt 2,22) barg die Gefahr einer Revolte der Juden, sodass er bereits 6 n.Chr. von Kaiser Augustus wegen seiner Regierungsunfähigkeit abgesetzt und nach Vienne in Gallien verbannt wurde, wo er noch vor 18 n.Chr. starb. Nach seiner Absetzung wurde Judäa der römischen Provinz Syro-Zilizien eingegliedert und von römischen Prokuratoren verwaltet (33,481; 34,I,220; 52,1092; 59,5).

4 v.Chr. - 39 n.Chr: Herodes Antipas, ein jüngerer Sohn von Herodes dem Großen mit der Samariterin Malthake. Er erbte von seinem Vater die Tetrarchien Galiläa und Peräa die ihm von den Römern übertragen wurden. Politisch war er der fähigste von den Söhnen des Herodes. So wie sein Vater war er ein großer Bauherr. Die Stadt Tiberias am See Genezareth wurde von ihm zu Ehren von Kaiser Tiberius erbaut. Er heiratete die Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV., ließ sich aber dann von ihr scheiden, um Herodias, die geschiedene Frau seines Halbbruders Herodes Philipp zu heiraten. Von Johannes dem Täufer wurde er dafür ermahnt, da dies vom Gesetz Mose als Inzest verboten war (Lev 18,14). Herodes Antipas ließ ihn daraufhin inhaftieren und später auf Drängen von Herodias enthaupten. Aretas rächte sich für die Schmach, die seiner Tochter mit der Scheidung angetan wurde und zettelte einige Jahre später im Jahr 36 n.Chr. einen Krieg gegen Antipas an, bei dem Antipas eine schwere Niederlage hinnehmen musste. Josephus und große Teile des jüdischen Volkes betrachteten dies als ein Strafgericht Gottes für die Hinrichtung von Johannes. Wegen seiner Falschheit nannte ihn Jesus einen "Fuchs" (Lk 13,31f). Im Jahr 39 n.Chr. wurde Antipas beim Kaiser Caligula angeschwärzt, weil seine Frau Herodias ihn als König an die Stelle ihres Bruders Agrippa I. gesetzt haben wollte, woraufhin er seine Regierungsgewalt verlor und mit Herodias ins Exil nach Lugundum gehen musste, wo er noch im gleichen Jahr starb. Als Ironie des Schicksals bekam dann Agrippa I. von Kaiser Caligula die Tetrarchie des Antipas übertragen (33,481; 52,II,1092).  

4 v.Chr. - 34 n.Chr: Herodes Philippus, ein Sohn von Herodes dem Großen und Kleopatra von Jerusalem und Halbbruder von Herodes Antipas. Er wurde in Rom aufgezogen. Von Augustus bekam er als Tetrarch die Regierungsverantwortung über die vorwiegend heidnischen Gebiete Ituräas (Nord-Transjordanien). Er heiratete Salome, die Tochter von Herodias, und unterschied sich von den anderen Mitgliedern der herodianischen Familie durch eine moderate und gerechte Regierung. Er war der Beste von allen Söhnen aus dem Haus des Herodes. Denoch war er der erste jüdische König, der auf seinen Münzen das Haupt der römischen Kaiser einprägen ließ. Da er kinderlos starb, wurde sein Herrschaftsgebiet nach seinem Tod bis zum Jahr 37 n.Chr. der römischen Provinz Syro-Zilizien eingegliedert. Danach übertrug es Kaiser Caligula an Herodes Agrippa I. (33,481).

6 n.Chr.: Nach der Absetzung von Herodes Archeläus wurden Judäa, Samaria und Idumäa römische Provinz. Die zweite allgemeine Volkszählung des Quirinius führte zu Unruhen der Zeloten unter Führung von Judas dem Galiläer.

6 - 15 n.Chr.: Hannas I., war Hohepriester während der Jugendzeit von Jesus. Er war der Erste, der von den Römern in dieses Amt eingesetzt wurde (Josephus, Antiquitates XVIII,26). Auch nach seiner Absetzung hatte er als ehemaliger Hohepriester, Mitglied des Sanhedrins und Schwiegervater des Kajaphas noch großen politischen Einfluss (52,II,934).

14 - 37 n.Chr.: Kaiser Tiberius - Er wurde von Kaiser Augustus als Stiefsohn adoptiert, da Augustus selbst keine Kinder hatte. Nach dem Tod von Augustus wurde Tiberius im Jahr 14 n.Chr. im Alter von 56 Jahren vom Senat als dessen Nachfolger designiert und hatte durch seine schon zweijährige Mitregentschaft reichlich politische Erfahrung. Zeitlebens blieb er den Prinzipien treu, die Augustus für das römische Reich eingeführt hatte. Durch seine mürrische Art verlor er aber nach und nach das Vertrauen seiner Nation und zog sich 27 n.Chr. verärgert in den Ruhestand nach Capri zurück, wo er bis zu seinem Tod blieb und Rom nie mehr besuchte. Tiberius war Kaiser vom 19. August 14 - 16. März 37 n. Chr.

17 - 22 n.Chr.: Gründung der Stadt Tiberias durch Herodes Antipas.

18 - 36 n.Chr.: Joseph Kajaphas, amtierte als Hohepriester von 18-36 n.Chr. Er wurde vom Prokurator Valerius Gratius eingesetzt, jedoch später von Vitellius, dem Prokurator der Provinz Syria wieder abgesetzt. Als Schwiegersohn des Hohepriesters Annanias arbeitete er auch nach seiner Absetzung noch eng mit diesem zusammen und spielte daher im Prozess Jesu eine wichtige Rolle (33,157).

26 - 36 n.Chr: Pontius Pilatus wurde im Jahr 26 n.Chr. von Kaiser Tiberius als fünfter Präfekt ("Praefectus) über die Provinz Judäa eingesetzt und verwaltete diese bis 36 n.Chr. Er hatte die Oberaufsicht über 4-5 Kohorten (ca. 20.000 Legionäre). Die meisten davon waren in Cäsarea stationiert, ein Teil aber auch in der Burg Antonia in Jerusalem. Als Präfekt hatte er das Recht die Todesstrafe anzuordnen. Wenn der jüdische Sanhedrin die Todesstrafe über jemanden verhängte, musste dies von Pilatus ratifiziert werden, er konnte den Beschluss des Sanhedrins aber auch für ungültig erklären. Die Hohepriester waren sehr von ihm abhängig. Sie wurden von ihm eingesetzt, der Ornat des Hohepriesters war in seiner Verwahrung und wurde nur zu den dafür vorgesehenen Festlichkeiten von ihm herausgegeben. Ebenso kontrollierte er die Ordnung im Tempel und den Tempelschatz. Als er in die Provinz kam, war seine erste Amtshandlung, die römischen Feldzeichen mit dem Namen des Kaisers im ehemaligen Herodespalast in Jerusalem aufzustellen (was seine Vorgänger vermieden hatten), und so die Juden zum Zorn zu reizen. Als die vier Söhne von Herodes (!) bei Kaiser Tiberius dagegen protestierten und ein Aufstand drohte, kam er nach 6 Tagen ihrem Wunsch nach und entfernte die Feldzeichen und brachte sie zurück nach Cäsarea in den Augustustempel. In seiner Residenz in Jerusalem stellte er jedoch goldene Schilde auf, die den Namen des Kaisers und seinen eigenen Namen eingraviert hatten. Als aber dem Kaiser Tiberius hinterbracht wurde, dass die Juden auch dies beanstandeten, ordnete der Kaiser an, Pilatus solle auch diese aus seiner Residenz in Jerusalem entfernen. Später entnahm er dem Tempelschatz Geld, um damit ein Viadukt zur Wasserversorgung Jerusalems zu finanzieren. Den darauf an einem jüdischen Fest entstandenen Aufstand ließ er blutig niederschlagen. Von Philo und Josephus wird sein Charakter ungünstig beschrieben: ohne Gottesfurcht, ungerecht, streng, unbeugsam, hart, stur, von unberechenbarem Temperament, kein würdiger Vertreter der römischen Gerichtsbarkeit, - andererseits stark auf den eigenen Vorteil bedacht und bereit das Recht zu seinen Gunsten zu biegen. Er provozierte die Juden immer wieder mit seinen ungerechten und brutalen Gewaltausbrüchen und Behandlungen, sowie durch seinen Stolz. Er ließ Todesurteile ohne vorherige Gerichtsverhandlung vollstrecken. Das NT beschreibt ihn daneben auch als einen schwachen Charakter, der seinen Prinzipien nicht treu blieb, da er, um des eigenen Vorteils willen, den Juden gefällig sein wollte, obwohl er wusste, dass Jesus unschuldig war (vgl. Joh 19,6). Er hatte Angst, dass sie seinen ohnehin schon angeschlagenen Ruf beim Kaiser in Rom, noch mehr schaden könnten. Im Jahr 36 n.Chr. ließ Pilatus eine bewaffnete religiöse Versammlung von Samaritern am Berg Garizim überfallen, gefangennehmen und später auch hinrichten. Er wurde daraufhin im Winter 36/37 n.Chr. von Vitellius, dem römischen Legaten in Syro-Zilizien, abgesetzt und zur Verantwortung zum Kaiser nach Rom geschickt. Wie diese Vorladung ausging ist nicht bekannt, denn Kaiser Tiberius starb während Pilatus noch auf dem Weg nach Rom war. Angeblich wurde er irgendwann danach unter der Regierung von Kaiser Caligula in Rom zum Selbstmord gezwungen. Nach seiner Absetzung wurde er durch Marcellus ersetzt (52,IV,1049; 33,939; 21,I,322).

26 - 28 n.Chr.: öffentliches Wirken von Johannes dem Täufer, die Taufe Jesu, und die Enthauptung Johannes des Täufers.

30 n.Chr.: Kreuzigung Jesu im Alter von 36 Jahren (66,39), am Freitag den 14. Nisan (7.April) und Auferstehung am Sonntag den 16.Nisan (9.April).

31/32 (33) n.Chr.: Saulus wird führender Zeuge der Steinigung des Stephanus und beginnt die Christen in ganz Palästina und darüber hinaus zu verfolgen (Apg 7,58-60; 9,1ff; Gal 1,13ff).

32/33 (34/35) n.Chr.: Einige Zeit nach dem Tod und der Auferstehung Christi fand die Bekehrung des Saulus von Tarsus auf dem Weg nach Damaskus statt (Apg 9,3-21; 22,6-16; 26,12-18). Er predigt in Damaskus, muss aber schon bald fliehen, geht nach Arabien (Idumäa südlich von Damaskus) und kehrt dann nach 3 Jahren wieder nach Damaskus zurück (Apg 9,19ff; Gal 1,17).

34/35 (36/37) n.Chr.: Paulus erster Privatbesuch in Jerusalem. Er versucht sich den Jüngern anzuschließen, aber sie glauben nicht an die Echtheit seiner Bekehrung. Schließlich nimmt sich Barnabas seiner an und bringt ihn zu den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes. Paulus predigt in Jerusalem, muss aber schon nach wenigen Tagen wieder fliehen und geht für 10 Jahre in seine Geburtsstadt Tarsus in Zilizien (Apg 9,26-29; Gal 1,18ff).

36 n.Chr.: Pontius Pilatus wird abgesetzt und verbannt, und durch Marcellus ersetzt.

37 - 41 n.Chr.: Kaiser Caligula - Durch die Gunst des Prätorianer-Gardepräfekten gelangete er am 18.März 37 n.Chr. auf den Thron. Nach anfänglich maßvoller Regierungsführung, schlug sein Verhalten nach einer schweren Krankheit ab Oktober 37 n.Chr. in despotische Willkür um und Caligula verfiel dem "Cäsaren-Wahn". Eine Reihe von Verwandten trieb er in den Tod, er konfiszierte Privatvermögen aufgrund von Erpressungen und "Majestätsbeleidigungs-Prozessen" und wollte mit seiner Schwester Drusilla eine Geschwisterehe eingehen. Auch verlangte er göttliche Verehrung im ganzen Reich. Im Jahr 39 n.Chr. ordnete er an, dass sein Bildnis in der Synagoge in Alexandria, und im Tempel in Jerusalem aufgestellt und verehrt werde, was aber Petronius, der römische Legat der Provinz Syro-Zilizien, noch hinauszögern konnte. In Rom war er der "Staats-Gott" mit einem eigenen Tempel. Seine ganze Regierungszeit ist von Aufforderungen zum Selbstmord, und von ungerechten Verurteilungen und Hinrichtungen durchzogen. Durch die drückende Steuerlast kam es zu einer Verschwörung der Prätorianer-Offiziere und er wurde schließlich ermordet (52,I,1015f; 21,V,309).

37 - 44 n.Chr.: Herodes Agrippa I., ein Sohn von Aristobul und ein Enkelsohn von Herodes dem Großen, geboren im Jahr 10 v.Chr., gestorben 44 n.Chr. Nach der Hinrichtung seines Vaters wurde er in Rom im engsten Kreis der kaiserlichen Familie großgezogen. Im Jahr 23 n.Chr. war er so stark in Schulden verstrickt, dass er Rom fluchtartig verlassen musste. Für eine Zeitlang fand er in Tiberias Unterschlupf bei seinem Onkel Herodes Antipas, dank seiner Schwester Herodias die Antipas kurz davor geheiratet hatte. Er zerstritt sich jedoch mit seinem Onkel und kehrte 36 n.Chr. wieder nach Rom zurück. Da er eines Tages den Kaiser Tiberius beleidigte wurde er inhaftiert, doch nach dem Tod von Tiberius vom neuen Kaiser Caligula begnadigt, dessen Günstling er wurde. Im Jahr 38 n.Chr. wurde ihm von Kaiser Caligula die Tetrarchie des Philippus über Gaulonitis, Trachonitis, Batanäa und Panias übertragen, 2 Jahre später dann auch die Tetrarchie des Herodes Antipas (Abilene, Galiläa und Peräa), und nach weiteren 2 Jahren, im Jahr 41 n.Chr. erhielt er durch Kaiser Claudius auch noch die Ethnarchie von Herodes Archeläus (Judäa, Samaria, Idumäa), sodass er schließlich, so wie sein Großvater Herodes der Große, König über ganz Palästina war (vgl. 33,481; 21,II,272). Sein unjüdisches Verhalten glich er durch großen Einsatz für das Jerusalemer Heiligtum und die Verfolgung der Christen aus, er ließ kurz vor seinem Tod den Apostel Jakobus hinrichten (2,724). Bekannt war auch seine Vorliebe für die blutigen Gladiatorenkämpfe (Josephus, Antiquitates XIX,9.5). Flavius Josephus berichtet (Antiquitates XIX,343ff.), dass er bei einem öffentlichen Auftreten (Apg 12,21ff) plötzlich von heftigen Schmerzen überwältigt wurde und bereits fünf Tage später starb. Es ist durchaus möglich, dass es sich dabei um eine Wurmkrankheit (Helminthiasis) handelte, wobei nicht nur der Darm, sondern auch Blut Muskeln und Leber befallen werden. Dies geschah 44 n.Chr. im Alter von nur 54 Jahren! Er hinterlies einen Sohn, Agrippa II., und seine zwei Töchter Bernice (Apg 25,13ff) und Drussila (Apg 24,24). Nach seinem Tod wurde Palästina wieder römische Provinz (vgl. 33,481; 2,730; 52,II,1094).

39 n.Chr.: Petronius wird römischer Legat der Provinz Syro-Zilizien. Er soll auf Anordnung von Kaiser Caligula dessen Bildnis im Jerusalemer Tempel aufstellen, kann dies aber noch hinauszögern. 

41 - 54 n.Chr.: Kaiser Claudius - als Kind war er ständig krank (auch später noch geh- und sprachbehindert), und deshalb immer zurückgesetzt. Er war ein Spielgefährte von Herodes Agrippa I., der auch später noch sein einflussreicher Berater blieb. Seine körperlichen Defizite glich er durch eifriges historisches Studium aus. Nach der Ermordung Caligulas riefen ihn die Prätorianer zum Kaiser aus, doch der Senat stand ihm feindlich gegenüber. Unter Claudius wurden die Freigelassenen aufgewertet und erhielten wichtige Ämter im Staat. Seine außenpolitischen Erfolge und seine gute Regierungsführung gerieten aber durch seine gesellschaftliche Bevorzugung von Frauen in Misskritik. Z.B. heiratete er im Jahr 49 n.Chr. seine Nichte Agrippina, die er auch zur "Augusta" erhob. In seinen Regierungsjahren wurde das römische Reich von ausgedehnten Dürreperioden und Hungersnöten heimgesucht. Claudius hat zu Lebzeiten, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Caligula, keine religiöse Verehrung gefordert, diese aber von Nichtrömern gerne gesehen. In einem Tempel in Britannien wurde er z.B. als Gott verehrt! Am 13. Oktober 54 n.Chr. wurde er von seiner machtbesessenen Frau Agrippina vergiftet, damit ihr Sohn Nero Kaiser werden könne (33,18.215; 52,I,1215ff).

44 (42/43) n.Chr.: Märtyrertod des Apostels Jakobus des Älteren, der durch Herodes Agrippa I. mit dem Schwert hingerichtet wird (Apg 12,2).

44 n.Chr.: Judäa wird wieder römische Provinz.

44 - 46 n.Chr.: Cuspius Fadus, der erste Prokurator der neuen römischen Provinz Judäa.

44/45 n.Chr.: Barnabas holt Paulus von Tarsus zur Mitarbeit in die Gemeinde Antiochien. Sie lehren dort ein ganzes Jahr lang die Geschwister (Apg 11,25f).

46 n.Chr.: eine schwere Hungersnot tritt in Palästina ein.

46 n.Chr.: Nachdem Saulus und Barnabas ein Jahr in Antiochien gearbeitet hatten, wurden sie von der dortigen Gemeinde mit einer Kollekte für die notleidenden Judenchristen nach Jerusalem gesandt. Paulus und Barnabas nahmen damals auch Titus mit, wodurch die Fragen der Beziehungen zwischen Judenchristen und Heidenchristen sehr aktuell wurden. Titus wurde jedoch nicht gezwungen sich beschneiden zu lassen (Gal 2,3). Dies war also eigentlich der zweite Besuch in Jerusalem, bei dem sie jedoch vielleicht hauptsächlich oder ausschließlich die Ältesten trafen. Danach kehrten sie nach Antiochien zurück (Apg 11,27-30; 12,25; Gal 2,1-10).

46 - 48 n.Chr.: Tiberius Iulius Alexander, Prokurator der Provinz Judäa. Ein einflussreicher romanisierter Jude, der auch noch zusätzlich Präfekt von Ägypten war und den Aufstieg Kaiser Vespasians unterstützte.

46 - 47 n.Chr.: 1.Missionsreise von Antiochien nach Zypern und Süd-Galatien, zusammen mit Barnabas und Johannes Markus. Im Verlauf dieser Reise gründeten sie die Süd-Galatischen Gemeinden im pisidischen Antiochien, im lykaonischen Ikonium, in Lystra und in Derbe. Auf ihrer Rückkehr über die gleiche Strecke festigen sie die neugegründeten Gemeinden (Apg 13,4 - 14,28).

47 - 59 n.Chr.: Hananias II., der Sohn des Nebedäus, amtierender Hohepriester und President des Sanhedrins als Paulus vor diesen gebracht wurde (Apg 23,2; 24,1). Er war ein Vasall Roms, wurde von Herodes Agrippa II. im Jahr 47. n.Chr. eingesetzt und 59 n.Chr. wieder abgesetzt. Er war aber auch danach noch recht einflussreich, und als besonders brutal und habgierig bekannt, der sogar den ärmeren Priestern die Abgaben stahl (Josephus, Antiquitates XX,9.2; 2.839). Im Jahr 66 n.Chr. wurde er von Zeloten, wegen seiner Sympathie für die Römer, ermordet (Josephus, De bella Judaicum II,17,9; 33,35).

48/49 n.Chr.: Nach ihrer Rückkehr nach Antiochien gaben die beiden Apostel dort einen Bericht (Apg 14,26f). Kurz danach kamen Brüder aus Judäa nach Antiochien und lehrten die Gläubigen sie müssten sich beschneiden lassen. Paulus schreibt von Antiochien aus, den Galaterbrief, weil diese Lehren auch in die Galatischen Gemeinden eingedrungen waren. Die Gemeinde in Antiochien schickt Barnabas und Paulus nach Jerusalem, damit sie wegen der entstandenen Kontroverse mit den gesetzlichen Judenchristen, die den Heidenchristen die Beschneidung und das Halten des mosaischen Gesetzes auferlegen wollten, bei den Aposteln eine Entscheidung erhalten sollten. Denn dieser drohende Streit musste unmittelbar mit den Aposteln und den Ältesten besprochen, und von ihnen entschieden werden (Apg 15,2.24).

48 - 52 n.Chr.: Ventidius Comanus, ein römischer Ritter, ist römischer Prokurator von Judäa und Galiläa. In seiner Amtszeit kam es zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Samaritern und Juden und auch zu anderen Konflikten. So entblöste sich einmal ein römischer Soldat im Tempelbereich, was zu einem Aufruhr der Juden führte, bei dem laut Josephus 10.000 Menschen umkamen. Als ein anderer Soldat einmal eine Thorarolle verbrannte, gab Cumanus der Forderung der Juden nach und ließ ihn hinrichten. Eine Untersuchung seiner Regierungsweise durch den Prokurator Gaius (Provinz Syria) führte zu seier Entlassung durch Kaiser Claudius, der ihn ins Exil verbannte (Josephus, Bella Judaica, 2,247 und Antiquitates 20,137).

49 n.Chr.: Beim Apostelkonzil beschlossen die Apostel und die Ältesten mit der gesamten dortigen Gemeinde, den heidnischen Gläubigen nichts weiter aufzuerlegen als nur, sich von dem zu enthalten, was die gesetzestreuen Judenchristen hindern könnte mit den Heidenchristen Umgang zu haben, ohne ihnen jedoch die Beschneidung, die anderen Speisegebote und die jüdischen Zeremonien aufzuerlegen. Die Führer in Jerusalem erkannten Paulus als Apostel für die Unbeschnittenen an, baten ihn aber, dass er sich auch weiter um die Armen kümmerte (Apg 15,1ff). Nach ihrer Rückkehr nach Antiochien gaben Paulus und Barnabas diese Botschaft weiter (Apg 15,30.35). Kurz darauf kam Petrus zu Besuch nach Antiochien und pflegte freien Umgang mit den Heidenchristen. Als aber gesetzliche Judenchristen aus Jerusalem zu Besuch kamen, stellten zuerst Petrus und dann sogar auch Barnabas diesen Umgang ein. Paulus musste Petrus deswegen vor allen anderen ernst zurechtweisen (Gal 2,11-14).

49 n.Chr.: Kaiser Claudius lässt alle Juden(christen) wegen Streitigkeiten über einen gewissen "Chrestus" aus Rom ausweisen.

49 - 52 n.Chr.: 2.Missionsreise (Apg 15,35 - 18,22). Paulus trennt sich wegen Johannes Markus von Barnabas und nimmt Silas, später auch noch Timotius und Lukas, auf die Reise mit. Sie durchziehen Süd-Galatien, streifen Nord-Galatien und kommen schließlich nach Troas. Von dort setzen sie mit dem Schiff nach Mazedonien über und es entstehen die Gemeinden in Philippi, Thessalonich und Beröa. Paulus reist weiter nach Athen, einige bekehren sich zwar dort, aber es entsteht keine Gemeinde.

50 - 100 n.Chr: Herodes Agrippa II., ein Sohn von Agrippa I., geboren im Jahr 27 n.Chr. Als sein Vater plötzlich starb (Apg 12,23), war er erst 17 Jahre und noch zu jung, um das Königreich zu übernehmen. Später jedoch erhielt er von Kaiser Claudius den Königstitel und erbte 50 n.Chr. das kleine Königreich Chalcis. Im Jahr 53 n.Chr. wurde ihm durch Kaiser Nero sein Königreich über ganz Nord-Palästina ausgeweitet. Er hatte die Aufsicht über den Jerusalemer Tempel und von 48-66 n.Chr. auch das Recht, die jüdischen Hohepriester zu ernennen, die er des Öfteren absetzte und durch neue ersetzte, was ihm die Missgunst der Juden einbrachte. Er schloss 66 n.Chr. die Renovierung des Jerusalemer Tempels ab, - also nur 4 Jahre vor dessen Zerstörung im Jahr 70 n.Chr.! Zwar tat er sein Bestes, um den Ausbruch der jüdischen Revolte im Jahr 66 n.Chr. gegen Rom zu verhindern, als seine Bemühungen jedoch scheiterten stand er als treuer römischer Vasall im darauffolgenden jüdisch-römischen Krieg auf Seiten Roms (2,860). Er war es auch, der die Christen die 70 n.Chr. aus Jerusalem flüchteten in Pella freundlich aufnahm (58,275). Er war unverheiratet, lebte aber mit seiner älteren Schwester Berenice im Inzest zusammen (!) und starb ca. 100 n.Chr. kinderlos (33,481; 47,z.St.).  

50 Frühjahr - Herbst 52 n.Chr.: Paulus kommt nach Korinth und bleibt dort zwei Jahre, um eine Gemeinde zu gründen und zu evangelisieren. In dieser Zeit schreibt er die beidenThessalonicherbriefe. Danach kehren sie, nach einem kurzen Besuch in Ephesus, wo Aquila und Priscilla zurückbleiben, über Jerusalem nach Antiochien zurück. Aquila und Priscilla waren es, die in Ephesus eine Hausgemeinde gründeten, denn nach Apg 18,27 gab es in Ephesus schon "Brüder" bevor Paulus wieder (Apg 19,1ff) dorthin kam!

51/52 (52/53) n.Chr: Lucius Iunius Gallio war der älteste Sohn des Rhetorikers Seneca und ein Bruder des Philosophen Seneca, der, ebenso wie Lukas, nicht sehr positiv von ihm berichtet. Gallio war Prokonsul der Provinz Achaia von 51-52 (od.: 52-53) n. Chr., wie aus der in Delphi gefundenen "Gallio-Inschrift" hervorgeht. Er soll lungenkrank gewesen sein. Im Jahr 65 n.Chr. fürchtete er die Hinrichtung unter Nero und beging Selbstmord (vgl. 47,z.St.; 33,404; 52,II,686). 

52 - 59 n.Chr: Antonius (od.: Claudius?) Felix, ein römischer Ritter, war ein Freigelassener des Kaisers Claudius und Bruder von Pallas, des allmächtigen Günstlings von Kaiser Nero. Er wurde zuerst 49 n.Chr. ein Truppenführer in Samaria, dann löste er 52 n.Chr. den ins Exil verbannten Comanus als Prokurator von Judäa, Galiläa, Samaria und Peräa ab. Berüchtigt war er, wegen der despotischen und schlechten Art seiner Verwaltung, durch die ein großer Aufstand wesentlich vorbereitet wurde. Nach dem Historiker Tacitus (Hist. 5,9) übte er sein Amt in königlicher Macht mit der Sinnesart eines Sklaven aus, wobei jeder Art von Grausamkeit und Lüsternheit frönend. Jegliche Opposition unterdrückte er gnadenlos. Im Jahr 55 n.Chr. zerschlug er eine von Ägypten ausgehende messianische Bewegung (vgl. Apg 21,38), wobei ihr Anführer aber entkam. Gerüchterweise scheute er auch nicht davor zurück, die berüchtigten "sicarii" (Dolchmänner) anzuheuern, um den Hohepriester Jonathan umzubringen, weil dieser ihn wegen seiner Amtsführung gerügt hatte. Und das, obwohl Jonathan sich einige Jahre davor beim Kaiser für ihn eingesetzt hatte, dass er der Nachfolger des Prokurators Cumanus werden soll. Im Jahr 59 n.Chr. wurde er auf Bitte der Juden durch Kaiser Nero abberufen und zuerst durch Cumanus, und dann durch Porcius Festus ersetzt, - nur durch den Einfluss von Pallas wurde seine Verurteilung abgewendet (33,376; 21,II,477.480; 52,I,413; 65,II,126).

53 - 58 n.Chr.: Beginn der 3.Missionsreise von Antiochien über Süd-Galatien (und Nord-Galatien?) nach Ephesus (Apg 18,23ff).

54 - 68 n.Chr.: Kaiser Nero - ein Sohn von Agrippina, der vierten Frau von Kaiser Claudius, der von Claudius adoptiert wurde. Claudius zog Nero, seinem eigenen Sohn Britannicus aus dritter Ehe aber immer vor. Neros Erzieher war der Philosoph Seneca, der anfangs einen guten Einfluss auf ihn ausübte. Als Agrippina ihren Mann Kaiser Claudius vergiften ließ, damit Nero, ihr Sohn aus erster Ehe, Kaiser werden könne, wusste Nero von dem Mord. Doch als dann selbst zum Kaiser ausgerufen wurde, hielt er noch heuchlerisch die Leichenrede für seinen Ziehvater Claudius. Nero ließ Britannicus später vergiften, einige Zeit später auch seine eigene Mutter Agrippina. Von seiner Frau Octavia ließ er sich scheiden, schickte sie in die Verbannung wo sie starb, und heiratete seine Geliebte Poppaea Sabina, die sich zur Schutzherrin der Juden machte. Im Jahr 64 n.Chr. wurde Rom durch einen schrecklichen Brand verwüstet. Da die Güter Neros und seines angeblichen homosexuellen Freundes Tigellinus unbeschädigt blieben, geriet Nero in den Verdacht, den Brand selbst gelegt zu haben, damit er Rom neu aufbauen lassen könne. Nero beschuldigte die verhassten Christen als die Brandleger und ließ sie als Sündenböcke verfolgen. Nach Aussage von Tacitus ließ er etliche von ihnen mit Pech übergießen und nachts als lebendige Fackeln in den kaiserlichen Gärten anzünden. Andere wurden bei den Spielen im Kolloseum an die wilden Tieren verfüttert. Nero verfiel mehr und mehr einem zügellosen Lebenswandel und einem künstlerischen Wahn. Eine aufgedeckte Verschwörung kostete seinem Mentor Seneca und auch seiner hochschwangeren Frau Poppaea das Leben, die er in einem Anfall von Raserei zu Tode trampelte (65,II,161). Ein Jahr später heiratete er wieder und begab sich auf eine Künstlertournee nach Griechenland, wo er selbst als Schauspieler auftrat. Wahrscheinlich wurde unter seiner Regierungszeit der Apostel Johannes auf die Insel Patmos verbannt. Durch den Aufstand einiger Feldherren und der Prätorianergarde, wurde er schließlich in den Selbstmord getrieben. Das römische Reich stürzte daraufhin in eine große Krise und vier Feldherren stritten sich ein Jahr lang um die Nachfolge (52,IV,71ff; 65,III,116.414).

54 - 56 n.Chr.: Paulus hält sich ca. drei Jahre in Ephesus auf und evangelisiert von dort aus mit Hilfe seiner Mitarbeiter (z.B. Epaphroditus) Kleinasien. In dieser Zeit entstehen wahrscheinlich auch die sieben Gemeinden, die in der Offenbarung erwähnt werden. Er schreibt von dort 56 n.Chr. den 1.Korintherbrief.

57 n.Chr.: Paulus reist nach Troas ab, um Titus dort zu treffen, den er von Korinth mit guten Nachrichten erwartet. Da er aber Titus dort nicht findet, reist er nach Mazedonien weiter.

58 n.Chr.: Paulus trifft Titus in Mazedonien (in Philippi?) und schreibt den 2.Korintherbrief.

58 - 59 n.Chr.: Paulus hält sich in Mazedonien auf und überwintert in Korinth. Von hier schreibt er den Römerbrief.

59 n.Chr.: Paulus reist mit den gesammelten Spenden für die Armen Geschwister nach Jerusalem. Auf der Reise macht er einen kurzen Stop in Milet, der Hafenstadt von Ephesus (Apg 20,17ff), um den Ältesten Anweisungen zu geben. Als er nach Jerusalem kommt, wird dort ein Aufruhr der Juden gegen ihn inszeniert (Apg 21,17ff; 1Kor 16,3f; 2Kor 9,1ff; Röm 15,25ff). Nach einem geplanten Komplott wird er von Claudius Lysias nach Cäsarea zum römischen Prokurator Felix (er war Prokurator von Judäa bis 59 n.Chr.) überstellt.

59 - 60 n.Chr.: Paulus ist zuerst in Haft in Jerusalem und danach in einer zweijährigen Gefangenschaft in Cäsarea.

59 - 61 n.Chr: Porcius Festus, ein römischer Ritter. Prokurator von Judäa und Nachfolger des Felix, bis zu seinem Tod im Jahr 60/61 n.Chr. Von ihm wurde Paulus auf eigenen Antrag nach Rom vor das kaiserliche Gericht gesandt. Er war laut Josephus (Antiquates XX,182ff) von besserem Charakter als sein Vorgänger Felix und sein Nachfolger Albinus. Später setzte er sich zusammen mit den jüdischen Führern erfolgreich bei Nero, gegen Angriffe des Herodes Agrippa II., auf die Unberührbarkeit des Tempels, ein. Durch sein ungeschicktes Verhalten provozierte er allerdings den späteren Aufstand der Juden (58,275). Nach seinem Tod blieb das Amt des Prokurators bis zum Amtsantritt (62 n.Chr.) des neuen Prokurators Lucceius Albinus unbesetzt. Dieses zweijährige Machtvakuum nützten die Juden wohl aus und steinigten den Herrenbruder Jakobus in Jerusalem (33,376; 52,IV,1059).     

60 n.Chr.: Paulus beruft sich auf den Kaiser und wird vom Prokurator Porcius Festus als Gefangener per Schiff nach Rom überstellt.

61 n.Chr. (od.: 60 n.Chr.): Ankunft des Paulus in Rom.

62 n.Chr.: Ermordung des Hohepriesters Jonathan.

62 n.Chr.: Der Hohepriester Hananias II. (Sohn von Hananias I.) amtierte nur 3 Monate und wurde dann von den Römern abgesetzt, weil er das nach dem Tod des Prokurators Porcius Festus (60 n.Chr.) bis zum Amtsantritt (62 n.Chr.) des neuen Prokurators Lucceius Albinus entstandene zweijährige Machtvakuum ausnützte, und mittels Sanhedrin-Beschluss missliebige Leute, darunter auch den Herrenbruder Jakobus, in Jerusalem hinrichten ließ (52,II,933f; 52,IV,1059; 33,376). Später versuchte er im jüdischen Krieg, letztlich erfolglos, die Diktatur der Zeloten zu beseitigen. Im Jahr 68 n.Chr. fiel er in den Kämpfen in Jerusalem, durch die von den Zeloten zu Hilfe gerufenen Idumäer (Josephus, De bella Judaicum 2,563.647; 4,151-316).

62 - 64 n.Chr.: Lucceius Albinus, ein Spanier, römischer Prokurator von Judäa. Nach Josephus bereicherte er sich schamlos und belastete das Volk mit hohen Abgaben. Später wurde er Prokurator von Mauretanien und Tingitana. Als er sich Otho anschloss, und sich zum König in seiner Provinz ausrufen ließ, wurde er getötet (52,III,749).

62 - 64 n.Chr. (od.: 60-62): Paulus im Hausarrest in einer gemieteten Wohnung in Rom. In dieser Zeit schreibt er den Epheserbrief, den Kolosserbrief, (den Philipperbrief?) und den Philemonbrief. Nach zwei Jahren wird er ziemlich sicher noch vor dem Brand Roms freigelassen.

64 (65?) - 67 n.Chr.: Paulus unternimmt eine Reise nach Mazedonien, Kleinasien und nach Kreta (vielleicht auch nach Spanien). Auf dieser Reise schreibt er den 1.Timotiusbrief und den Titusbrief.

64 n.Chr.: Brand Roms und beginnende Christenverfolgung in Rom durch Kaiser Nero, der damit den Verdacht der Brandstiftung auf die Christen abwälzen will und sie als Sündenböcke benützt.

64 - 66 n.Chr.: Gessius Florus, ein römischer Ritter und letzter Prokurator von Judäa. Nach Josephus übertraf er an Grausamkeit noch seine Vorgänger. Die Einführung des Tempelopfers für den Kaiser und die Plünderung des Tempelschatzes, führten schließlich zum jüdischen Aufstand der Zeloten in Judäa. Dabei kamen 3600 Juden um. Damit wurde der 1.Jüdische Krieg ausgelöst, der 70 n.Chr. mit der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels endete (58,275).

67 (64?) n.Chr.: erneute Gefangenschaft in Rom. Paulus schreibt den 2.Timotiusbrief. Er wird schließlich unter Kaiser Nero in Rom hingerichtet und stirbt 67 n.Chr. den Märtyrertod um des Glaubens willen. Ebenso Petrus, der gekreuzigt wird.

68 n.Chr.: erzwungener Selbstmord Neros, nachdem er zum Staatsfeind erklärt wird. Ende der iulisch-claudischen Dynastie.

69 - 79 n.Chr.: Nach Turbulenzen um Neros Nachfolge ("Vierkaiserjahr") setzt sich Vespasian als Kaiser durch. Wahrscheinlich wurde der Apostel Johannes unter seiner Regierungszeit von der Insel Patmos zurückgeholt und schrieb dort kurz davor die Offenbarung nieder (Eusebius, Kirchengeschichte, III,23,5-19). Vespasian beginnt den jüdischen Aufstand in Palästina von Galiläa aus niederzuschlagen, sein Sohn Titus führte ihn dann zu Ende.

70 n.Chr.: Belagerung Jerusalems. Als Titus die Belagerung aussetzte und die Juden zur Aufgabe aufforderte, nützten die Christen diese Chance und flohen in die Berge nach Pella im Ostjordanland (siehe Lk 21,20.21). Dort wurden sie von Herodes Agrippa II. freundlich aufgenommen. Aufgrund der Weigerung der Zeloten sich zu ergeben, erfolgte die Einnahme und Zerstörung Jerusalems. Der Tempel wurde gegen den ausdrücklichen Befehl des Titus durch einen Brand zerstört, und ein Massaker unter den jüdischen Zeloten angerichtet. Zehntausende Juden wurden gekreuzigt und 100.000 als Sklaven nach Ägypten verkauft.

70 - 80 n.Chr.:  Die Judenchristen verlassen Palästina und kommen mit dem aus der Verbannung zurückgekehrten Apostel Johannes nach Ephesus. Bau des Kolosseums in Rom, in dem später viele Christen den wilden Tieren vorgeworfen wurden.

73 n.Chr.: Judäa wird wieder römische Provinz.

79 - 81 n.Chr.: Kaiser Titus, ein Sohn des Vespasian und Bruder von Domitian. Er regierte nur zwei Jahre und war sehr beliebt beim Volk.

79 n.Chr.: Ausbruch des Vesuvs, wobei die Städte Pompeii und Herculaneum völlig zerstört werden.

80 n.Chr.: die Pest und verheerende Feuersbrünste wüten in Rom.

81 - 96 n.Chr.: Kaiser Domitian, Sohn des Vespasian und Bruder des Titus, letzter Erbkaiser. Er zentralisiert die Reichsverwaltung weiter und lässt sich als "Herr und Gott" verehren. Er fordert von jedem Untertanen das jährliche Opfer zu Ehren des Kaisers, was zu ersten einzelnen Christenverfolgungen in Rom und im Osten des Reiches führte. Er verfolgt ebenso Philosophen und Gelehrte (21,V,311; 52,I,1162; 47,1443).

96 - 98 n.Chr.: Kaiser Nerva.

98 - 117 n.Chr.: Kaiser Trajan, es gibt vereinzelte Christenverfolgungen.

ca. 100 n.Chr.: Auf der jüdischen Synode von Jamnia werden die Judenchristen kollektiv aus der Synagoge ausgeschlossen.

111 n.Chr.: Ein Edikt des Kaisers Trajan erklärte das Christentum für illegal.

115 - 118 n.Chr.: Jüdischer Aufstand in den Provinzen.

117 - 138 n.Chr.: Kaiser Hadrian, es gibt vereinzelte Christenverfolgungen.

132 - 135 n.Chr.: Zweiter jüdischer Zeloten-Aufstand unter Führung von Ben Kosibo (Simon Bar Kochba), der von den Römern niedergeschlagen wird. Jerusalem wird dabei völlig zerstört und sämtliche Juden aus Jerusalem und Umgebung vertrieben. Jerusalem wird als neue heidnische Stadt "Colonia Aelia Capitolina" mit einem Jupitertempel aufgebaut. Die Diaspora der Juden in die ganze Welt beginnt (47,1443).