1Paul, a bondservant of God and an apostle of Jesus Christ, according to the faith of God's elect and full true knowledge of the truth which is according to godliness, 2in hope of eternal life which God, who is without lie, promised before the beginning of time, 3but has in due time proclaimed His Word through preaching, which was committed to me according to the commandment of God our Savior; 4to Titus, a true son in our common faith: Grace, mercy, and peace from God the Father and the Lord Jesus Christ our Savior. 5For this reason I left you in Crete, that you should set in order the things that are lacking, and appoint elders in every city as I assigned you: 6If a man is blameless, the husband of one wife, having faithful children not accused of loose behavior or disobedience. 7For an overseer must be blameless, as a steward of God, not self-willed, not prone to anger, not given to wine, not quarrelsome, not greedy for money, 8but hospitable, a lover of what is good, of a sound mind, just, holy, self-controlled, 9holding fast the faithful Word according to the teaching, that he may be able, by sound doctrine, both to exhort and convict those who contradict. 10For there are many insubordinate, idle talkers and seducers, especially those of the circumcision, 11whose mouths must be stopped, who overturn whole households, teaching things which they ought not, for the sake of dishonest gain. 12One of them, a prophet of their own, said, Cretans are always liars, evil beasts, lazy gluttons. 13This testimony is true. Therefore rebuke them sharply, that they may be sound in the faith, 14not giving heed to Jewish myths and commandments of men that turn away from the truth. 15To the pure all things are pure, but to those who are defiled and unbelieving nothing is pure; but even their mind and conscience are defiled. 16They profess to know God, but in works they deny Him, being abominable, disobedient, and reprobate with regard to every good work.
Carl Heinrich Riegers - Comentarios (GER)(1-4) - Dieser Brief hat viel hnliches dem Inhalt und der Absicht nach mit dem ersten Brief an Timotheus. Nimlich, war auch dem Titus Anweisung zu geben, wie er sich bei Einrichtung der Gemeinde zu Kreta verhalten, und auf was er bei Bestellung rechtschaffener Bischfe und sltesten sehen solle; zugleich aber doch auch die ntigsten Lehren, welche Titus zu treiben hatte, mit seinem apostolische Ansehen zu unterstrtzen, und ihnen damit bei Leuten von allen Stnden mehreren Eingang zu verschaffen. Mithin freilich auch dem Titus Herz und Hand zu sterken, da er desto unverbrichlicher darber hielte. Titus selbst war seiner Geburt und Abkunft nach ein Heide oder Grieche (Gal. 2, 3). Weil seiner in dem zweiten Brief an die Korinther so hsufig gedacht wird, sind Einige auf den Gedanken geraten, er sei von Korinth gebrtig. Von seiner Bekehrung zum Christentum geschieht nirgends ausdrickliche Meldung. Vermutlich aber ist sie durch den Dienst Pauli geschehen, der Titus deswegen seinen rechtschaffenen Sohn nennt (V. 4). Wenn er ihn aber auch nicht gezeugt htte durch das Wort der Wahrheit, so hat er sich doch wenigstens seiner zu seiner Auferziehung und festem Stand im Evangelio nachdrocklich angenommen, und gegen die andringenden Forderungen, da er sich sollte beschneiden lassen, ihn verteidigt und verh tet, da nicht daraus zur Beschwerde und Nachteil anderer Bekehrten aus dem Heidentum die Notwendigkeit der Beschneidung gefolgert wsrde. Als einen Gehilfen und Mitarbeiter am Evangelio hat der Apostel Titum fleiig gebraucht; z. B. ihn gen Korinth verschickt, und ihn dorther bald wieder erwartet (2.Kor. 2, 13); ,ber welchen Verzug er aber durch die Ankunft Titi in Macedonien, und durch die - von Korinth mitgebrachten guten Nachrichten reichlich getrstet worden ist (2.Kor. 7, 6 f. und 13 f.). Bei solchem in Korinth gewonnen guten Vertrauen und Eingang h lt ihn auch der Apostel fr besonders tauglich zu Veranstaltung einer Almosensteuer (2.Kor. 8, 16 + 23), und ldt die Korinther selbst dabei den Ausspruch tun, ob nicht Titus in einem Geist und einerlei Fuvstapfen mit ihm gewandelt habe (2.Kor. 12, 18)? Wann Paulus nach Kreta gekommen sei, und daselbst das Evangelium gepredigt, Titum aber zu weiterer Fortsetzung des gemachten guten Anfangs zurckgelassen habe, davon kommt unter den Verrichtungen Pauli in der Apostelgeschichte keine deutliche Meldung vor. Wahrscheinlich mag Pauli Aufenthalt in Kreta zu den drei Monaten gehhren, die er in Griechenland zubrachte (Apg. 20, 2), und den Brief an Titum mu er bald darauf in Macedonien geschrieben haben (Apg. 20, 3). Die alte Unterschrift gibt Nicopolis an fir den Ort, woher der Brief geschrieben sei, vermutlich aus Veranlassung der Stelle Kap. 3, 12. Er knnte aber auch frrher und anderwrts her geschrieben worden sein, Paulus aber Nicopolis fsr den bequemsten Ort ihrer Zusammenkunft gehalten haben. Ob sie nach selbigem Vorhaben zu Nicopolis zusammengekommen seien, oder nicht? Davon haben wir in der Schriftgeschichte keine deutliche Anzeige. Das Letzte was wir wissen ist, das Titus auch noch etwas von Pauli letzter Kraft genossen habe, seines Berufs halben aber nach Dalmatien gezogen sei (2.Tim. 4, 10). Von dem, was Titus weiter im Dienst des HErrn ausgerichtet, und wie er seinen Lauf vollendet habe, findet man keine sichere Nachricht. Wir wollen die Glaubens = Fustapfen, in die ihn der Apostel auch durch diesen Brief hineingewiesen hat, flei;ig aufsuchen, herzlich lieb gewinnen, treulich darin wandeln. So werden wir mit Wonne dabei sein, wenn der HErr JEsus auch an diesem Heiligen und Glubigen sich verherrlichen und bewundern lassen wird. Zur Einteilung des Briefs mag man sich folgendes merken. <ol type=I> Er hat eine aus vollem Herzen geflossene Aufschrift (Kap. 1, 1-4) Lehrreichen Inhalt (Kap. 1, 5- Kap. 3, 11) Schlieiliche Ermahnungen und Bestellungen (Kap. 3, 12 -15)
(1-4) - Aufschrift, wie sie sich auf Pauli Person und Titi Amt besonders reimt, und aus einem solchen vollen Herzen geflossen ist, das gleich zu Anfang Alles anbringen wollte, was in der gegenwrtigen Wahrheit zu stgrken, und das eindringende Versuchliche abzuschneiden vermgend wnre. Was man aus so vollem Herzen schreibt, dabei behlt man gemeiniglich einige Gedanken zurhck, die man nicht in vlligen Ausdruck bringt, die sich aber leicht aus dem Zusammenhang ergunzen lassen. So viel sieht man bald, da der Apostel mit dieser Aufschrift dem Titus einen tiefen Eindruck machen wollte, daH man bei einem solchen Amt nicht auf das Vergebliche laufen, sondern wissen me, <ul> was einem von GOtt anvertraut sei. worin man seinen Willen zu dienen, was man auszurichten, wie man sich auch in der Wahl der Mittel nach dieser Absicht zu richten mit welcher Hoffnung man seine lssigen H nde zu strken, wie man das Eigene, das Einem zu seiner Zeit aufgegeben ist, immer im Zusammenhang mit dem ganzen Werk GOttes der vorigen Zeiten anzusehen und zu behandeln habe. </ul> Das Nwhere wird sich aus der nachmaligen Ansicht der Worte ergeben. "Paulus Tito, meinem rechtschaffenen Sohn," so hngt es allernFchst zusammen; was dazwischen steht, ist aus der Flle des Herzens geflossen, die gleich anfangs alles Das in Titi Herz pflanzen wollte, was ihm ndtig, und wozu ihm Pauli Vorgang erwecklich war. Mit jener zitternden Frage: HErr was willst Du, da ich tun soll? (Apg. 6, 9), hat sich Paulus zum Knecht GOttes angeboten. Seitdem hat er sich nimmer entzogen, sondern GOtt mit aller Demut, und mit viel TrVnen und Anfechtungen gedient (Apg. 20, 19) und sich in allen Dingen als Diener GOttes bewiesen (2.Kor. 6, 4), aber dafr auch in den grdten Ntten den Trost genossen: GOtt, de ich bin, und dem ich diene (Apg. 27, 23). Damit kann man seine Seele setzen und stillen: du bist ein Knecht GOttes; was du bist, wo du bist, bist du nach dem Willen GOttes. GOtt setzt uns freilich bei unserem Dienst am Evangelio in keinen Paradies = Garten, sondern in eine Whste. Aus einer Welt heraus Ihm Auserwhlte zu berufen und zu sammeln, ist unsere Sache. Kreta, wo Titus angestellt war, hatte auch von Alters her kein gutes Lob. Doch war auch daselbst fnr den Willen GOttes etwas Gutes auszurichten. Doch weil man auch in anderen Stnden ein Knecht GOttes sein, und dessen Willen dienen kann, so bestimmt es Paulus noch nnher dadurch: Aber ein Apostel JEsu Christi: denn zum Evangelium Christi war er ausgesondert (Rm. 1, 1), zwar nicht so frbh, wie jene Zwlfe, die der HErr erwehlte, aber so geschftig und gesegnet als Jene (Apg. 22, 15 und 26, 16). An diesem seinem Apostelamt war die Hauptsache, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten, aber so, dac der Glaube freilich nicht Jedernmanns Ding ward, sondern durch die Predigt vom Glauben GOtt eine Auswahl zugerichtet ward. Das grndet einen verstundigen Eifer und Treue im Amt, wobei man mit einfltigem Auge nicht mehr, und bei fleiliger Hand nicht weniger sucht, als GOtt Jedem zugemessen hat. Es ist eine der scheinbarsten Versuchungen auch in der heutigen Zeit; so geschftig zu werden, und dem Christentum eine Gestalt zu geben, wobei der Glaube Jedermanns Ding werden kunnte. Aber man sehe zu, ob nicht das dahinterstecke, da man sich mit den Auserwohlten GOttes, das ist, mit dem Schwachen, Verachteten, Unedlen, das GOtt erwhlt, nicht gedulden mag, sondern es fnr ansehnlicher hielte, wenn auch Weise, Edle, Gewaltige dem Glauben zufielen. Nun wenn sich auch solche die Erkenntnis der Wahrheit zur Gottseligkeit gefallen lieen, so stdnde ihnen der Zugang zur Gnade auch offen; aber ihnen zu gefallen kann man an dieser nichts beschneiden. Was im Wort und Antrag GOttes Wahrheit ist, das mu auch im Herzen und Gewissen der Gltubigen Wahrheit werden. Das aber gnnt uns GOtt gern zu einer Stntze, wie bei aller Arbeit, so besonders bei dem Dienst an seinem Evangelio, da wir daran auf Hoffnung des ewigen Lebens arbeiten. Man schw che sich nur nicht selbst diese Hoffnung durch einen begierigen Griff nach dem Sichtbaren und Zeitlichen. O Gottlob fr ein Amt, das es bei mir selbst, und durch mich auch bei Anderen meist mit der Hoffnung des ewigen Lebens zu tun hat. War es doch das Erste, daa, GOtt mit seinem Verheiungs = Wort wieder ein Leben der Hoffnung in den Herzen unserer ersten Eltern angeblasen hat. Welch eine W rde unseres Amts aber ist es, da uns nun die Predigt anvertraut ist, darin Leben und unvergAngliches Wesen geoffenbart oder an das Licht gebracht ist. - Die Ansprache: "Tito meinem rechtschaffenen Sohn," war fr Titus eine schane Empfehlung; dem Paulus aber war es eine innige Freude, ein Kind so sehen in der Wahrheit wandeln, das belohnte die nach Gal. 2, 3-5 auf ihn verwendete Arbeit reichlich. Auch ber den Glauben, der durch das Evangelium erzeugten Kinder sind wir nicht Herren, sondern Gehilfen der Freude ber den gemeinschaftlichen Glauben. Gnade, Barmherzigkeit und Friede widerfhrt Jedem bei dem Glauben an das Evangelium; aber Erneuerung, Vermehrung und Bewahrung bedurfen wir tglich, damit wir aus solchem gelinden Grund auch wieder mit Anderen handeln, und Gnade, Barmherzigkeit und Friede iberall das Regiment habe. GOtt lehre uns bedenken, was an der Predigt und dem Hren des Evangeliums gelegen ist! Ach verleihe Gnade, dae aus demselben berall das schine Kleeblatt, Erkenntnis der Wahrheit, Gottseligkeit und Hoffnung des ewigen Lebens aufkomme! Amen.
(5-9) - Der Apostel stellt dem Titus vor, was er als sein Hauptgeschft in Kreta ansehen, und welche Eigenschaften bei der Wahl der nltesten und Bischfe hauptsschlich in Betracht kommen sollen. Kreta ist eine berhmte Insel, die heutigen Tages Candia hei t, im mittellndischen Meere liegt, meist unter terkischem Gebiet steht, sonst aber von katholischen und griechischen Christen bewohnt wird. Der Apostel mu selbst da gewesen sein, aber noch manche n tige Einrichtung dem Titus berlassen haben. Wird doch unseres lieben Heilands Amtslauf und Arbeit nur ftr einen Anfang gerechnet (Apg. 1, 1). Der Apostel Auftrag war nicht, den Gemeinden ohne ihr Wissen und Willen lteste, Vorsteher, Lehrer und Bischife aufzudringen, sondern sich nach tchtigen Gemeindegliedern umzusehen, und wo ihnen solche kund wurden, sie mit Gebet und Hnndeauflegen zu solchem Geschft auszusondern. Auner dem schon mndlich gegebenen Auftrag legitimiert er ihn hiermit auch schriftlich dazu, damit, wenn er Widerstand finden, oder sich Untaugliche eindringen sollten, er sich desto nachtr glicher auf des Apostels schriftliche Verordnung berufen knnte. Von seinem vorigen Leben her, wenigstens von der Zeit an, da ihm Barmherzigkeit widerfahren war, sollte ein Bischof keinen Vorwurf wider sich haben, dadurch Andere vom ndtigen Vertrauen abgehalten werden. Nach Christi Sinn soll eheliche Verbindung nur zwischen einem Mann und einem Weib statt haben, und wer untadelig sein sollte, der konnte nur in einer solchen rechtmigen Ehe leben. Glubige Kinder zu haben, hat freilich Niemand in seiner Gewalt. Doch, wer das demetig erkennt, dem gibt GOtt am ehesten Gnade dazu. Der Kinder Unordnungen bringen auf den Vater den Verdacht, da er es durch Liebe und Ernst nicht zu verh ten gewut habe. - Die Welt und zuweilen auch das nach Weltart eingerichtete Kirchenregiment mtchte es mit Hirten und Lehrern so herunterbringen, da sie kaum noch einem Hauspoeler gleichshen, und nicht das Geringste von Haushalters Rechten mehr sbrig behielten. GOtt wei aber seine Knechte durch den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht immer wieder so aufzurichten, daa sie zu ihrem Haushaltersgeschft nicht untcchtig werden. - Nicht eigensinnig, sondern gastfrei; es ist also ein solcher Eigensinn gemeint, dabei man nur das Seine sucht, und Andere in ihrem guten Werk zu frdern gar keinen Bedacht nimmt. - Nicht zornig, sondern gstig, demtig, sanftmltig; nicht ein Weinsufer, sondern zwchtig, nchtern; nicht pochen, nicht dreinschlagen, sondern gerecht, der seinen Nnchsten, auch seine Untergebenen fr das gelten ltt, was sie sind, und Niemand mit Gewalt zu unterdrtcken gemeint ist; nicht schndlichen Gewinn suchen, sondern heilig, keusch, GOttes Namen nicht um eine Hand voll Gersten entheiligt (Ez. 13, 19), mrig, sich von allen zu weit greifenden Begierden enthalten, auch sein Amt nicht zum Vorwand eines Gewinns misbrauchen; die Schrift inne haben, und zu Allem gebrauchen knnen, wozu sie nutz ist (2.Tim. 3, 16), und dartber eine im guten Gewissen von GOtt empfangene Macht erweisen (Matth. 7, 29).
(10-16) - An dem Lehrstand ein rechtmiges Salz zu haben, soll man um so mehr bedacht sein, je allgemeiner das Verderben in anderen Stnden wird, um so viel GOtt noch Vermggen, demselbigen zu steuern, darreicht, damit soll man nach jedesmaliger Notdurft einander dienen. Da mu man nicht denken: was geht es uns an, wie die Leute zu Kreta gewesen, und was Paulus und Titus mit ihnen ausgestanden haben; sondern man muw rechnen, da so Manches von der auch damals drAckenden Kirchennot uns zur Lehre geschrieben sei, damit wir auch durch dies Geduld = und Trostwort der Schrift Hoffnung haben. Dem Wort, das gewi ist und lehren kann, kann man von Herzen gehorsam werden, und sich darauf verlassen. Diese Schwntzer aber mit ihren eitlen und verfhrerischen Reden geben weder Grund im Gegenw$rtigen noch Zuversicht auf das Knftige. Aber eben ihr freches Maul, auf das sich diese Schw tzer verlassen, mu man ihnen stopfen, oder sie zum Stillschweigen bringen, und sie vor Anderer Gewissen aus der ungebehrlichen Achtung setzen. Das kann bei von GOtt verliehenem Mund und Weisheit, oft ein einiges Wrtlein ausrichten (Luk. 21, 15). Mehr untaugliches Zeug wird durch Gesprtch, Bcherlesen unter die Menschen gebracht, als durch Lehren von den Lehrstrhlen herunter. Wenn man den Menschen Lust macht, am Kreuz Christi vorbei zu kommen; wenn man ihnen zu einer eitlen Anmaung von Erkenntnis GOttes aufhilft, die sie mit den Werken verleugnen, so kann man ihnen damit abschwDtzen, was man will. Auch unter die Zeit der Unwissenheit hinein, da GOtt die Heiden ihre eigenen Wege gehen lie, hat Er doch je und je durch ihre Weltweisen oder Poeten einen Strahl von Seiner auf den Gassen rufenden Weisheit verliehen, der freilich die Finsternis nicht erleuchten, aber doch achtsamen Gemetern einen Dienst tun konnte. Jetzt setzt man bei Verblendung der Sinne gegen das helle Licht des Evangeliums das erschienene wahrhaftige Licht hintan, erhebt dafr die alten Poeten und Schriftsteller, und fgngt wieder an, in diesen seine Weisheit zu suchen. Wer bedenkt, wie Jesajas sich nicht nur ber seine eigenen unreinen Lippen, sondern auch Vber sein Wohnen unter einem Volk von unreinen Lippen demtigt (Jes. 5, 4), der wird nicht gleichgnltig ber dem sein, was sich auch nur aus der allgemeinen Gewohnheit an einen dringen kann. Einer, der mit Lachen, der mit einer Tinktur vom Weltgeist die Wahrheit sagen will, der darf es der Welt noch so scharf sagen, als den Kretern einer ihrer Poeten. Wenn aber ein Paulus mit Weinen von Feinden des Kreuzes Christi und ihrem Wandel sagt, da nimmt man jeden Ausdruck bel. Die drauen sind, hatte Titus nicht gerade anzugreifen, aber um ihretwillen, und um des durch sie ausgebreiteten Lmgen = Geistes willen, mute er denen, die dem Glauben gehorsam geworden waren, desto schlrfer sein, damit sie nicht an diesem ihrem National = Fehler gehalten, und wieder in das ewige Verderben eingeflochten wrden, sondern bei der gesunden Lehre der heilsamen Worte auch zu einem gesunden Glauben gelangten. Darin hat es die heutige Welt weit gebracht, dan sie sich das scharfe Strafen so vom Hals geschoben, und dafr auch bei den Dienern der Kirche den Ruhm der Klugheit und der Moderation auf den Thron gesetzt hat. Nehmen kann sich freilich Keiner nichts, aber erbeten; mit Fordern an Anderen, und Verschieben der Schuld auf sie ist auch nicht geholfen, aber gemeinschaftlich darnber ringen. Der GOtt dieser Welt richtet sich an jedem Ort und bei jedem einzelnen Menschen in den Verblendungen, womit er ihm zusetzen will, nach seinen vorherigen Neigungen. Weil nun in Kreta vorher viel heidnisches Fabelwerk herrschte, und der Hang der Gemter auf das Faule und Weichliche ging, so suchte er dem gesunden Glauben durch j dische Fabeln Abbruch zutun. Das schien etwas Neues, und unterhielt doch die vorige Neigung des alten Menschen; es sollte etwas getan heien durch Menschengebot, und vor GOtt und im Zugang zu Ihm kam doch keine wahrhaftige Fbrderung heraus. - Der Ausspruch des Apostels: den Reinen ist Alles rein, gehrt unter die Worte der Schrift, die von langer Zeit her in groten Mibrauch gezogen worden sind. Der eigentliche Sitz der Reinigkeit ist das Herz (Apg. 15, 9). Das wird durch den aus dem Evangelio gewonnen Glauben gereinigt, und in eine lautere Begierde, GOtt zu dienen, GOtt zu gefallen, gesetzt. Bei einem solchen Sinn nun ist einem Alles rein.: d. i. wenn er keinen Unterschied der Speisen hlt, sich an keinen Unterschied der Tage mehr bindet, oder was ihm sonst aufgebhrdet werden will; so schadet es ihm nichts, es schmlert ihm den Genud der Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist nicht. Wenn einer aber auch aus irgend einer eigenen berzeugung oder aus Achtung fvr Andere dergleichen Unterschied beobachten wollte, so kann er es auch mit reinem Herzen dem HErrn tun, ohne sich mit einer dahinter gesuchten Aufrichtung einer eigenen Gerechtigkeit zu beflecken (Rm. 14, 5-6). Unreinen und Unglnubigen aber, die der Gerechtigkeit GOttes nicht im Glauben untertan geworden, also immer im unreinen Aufrichten ihrer eigenen Gerechtigkeit begriffen sind, und dabei oft niedertrchtige Absichten auf sch2ndlichen Gewinn, und anderes Futter fr das Fleisch und dessen Geltste hegen, unter der Kreuzesflucht gefangen bleiben, denen ist nichts rein, sie mgen solches mit noch so viel Geschwhtz und Vorwnden bedecken: mit ihren Menschengeboten, mit Beobachtung aller jsdischen Reinigungen wird nichts gereinigt. Denn das Alles reicht nicht an das Herz, und an das, was aus demselben zunchst heraus kommt. Die bleibende Herzens = Unreinigkeit aber verunreinigt Alles, den Sinn, das Nachdenken, die eberlegungs = und Beurteilungs = Kraft, ja auch das Gewissen, das vor und nach der Tat, mit Erinnern, Antreiben, Abhalten, mit Unruhe, oder Trost und Befriedigung sein Geschft hat. Im Gewissen ist sonst Gotteslicht und Wahrheit noch mehr als im Verstand und allen anderen Kraften der Seele geschftig, doch kann es auch durch ungesunde Lehre, lange Gewohnheit, falsche Bespiele, Absicht auf Genun von der Ungerechtigkeit, so verunreinigt werden, da es in seinem Amt und guten Dienst verhindert wird, und durch falsche Vorstellungen einem Menschen auch ganz verkehrte Triebe beibringen kann. - Beim Sagen: sie erkennen GOtt, gibt es oft Anmahungen von hheren Einsichten, Einbildungen auf eine falsch = berrhmte Kunst, auf eine flschlich so genannte Erkenntnis (1.Tim. 6, 20). Alle gro en Anmaungen aber, die sich nicht mit Treue und Brauchbarkeit im Geringen bew hren, die einem nicht im tglichen Wandel vor GOtt, zu kindlichem Gebet, mberwindung der Welt und des Fleisches zc. die besten Dienste tun, die lasse man sich ja nicht einnehmen. Denn daran wird es offenbar, die Werke zeigen es, da hinter der vorgegebenen Erkenntnis keine Wahrheit ist, GOtt aber hat an nichts mehreren Greul als an den Falschen und L gnern, mithin auch an flschlich angematter Erkenntnis; sonderlich, wenn man keiner besseren berzeugung mehr Raum gibt, alles Gehorchen ausschl gt, und sich in seine angemate Erkenntnis wie in eine Festung hineinsetzt; wor ber man zu allem guten Werk untchtig wird. Ja bei der Unreinigkeit des Gewissens kommt man nicht nur um seine Tdchtigkeit zum Tun, sondern sogar auch zum Prfen. Auch die Tzchtigkeit eines Lehrers zu allen Zeiten, sein Amt als ein Amt des Geistes und nicht des Buchstabens zu fhren, ist viel daraus zu ersehen, dal er einesteils nichts mit einem Verbot belegt, wo kein gttliches Verbot ist, und also die Gewissen nicht ohne Not verstrickt; und andernteils, daw er eben so wenig unter dem Vorwand christlicher Freiheit manche Handlungen der Menschen fr Mitteldinge erklwrt, da doch Alles mit einem durch den Glauben gereinigten Herzen geschehen soll, und ohne dasselbige Alles unrein ist. O GOtt, gib, da ich Dich Alle Zeit in der Wahrheit erkennen, und mit Werken bekennen mnge! Amen!